Anläßlich einer Ortsbesichtigung befaßte sich der Vorstand der Unabhängigen St. Ingbert kürzlich mit der möglichen Bebauung im Schmelzerwald.
Als Ortsvorsteher habe es der heutige Oberbürgermeister Ulli Meyer immer bevorzugt, sich bei jeglicher Anfangsidee einer Wohnbebauung an die Spitze der naturgemäß jeweils sich bildenden Bürgerinitiative gesetzt.
Jetzt , wo er Verantwortung trage, verkünde er auch nach außen, daß in St. Ingbert trotz aller Bemühungen um Baulückenschließungen und Altbausanierung mindestens 800 Wohneinheiten neu geschaffen werden müssen. Das auch von den Unabhängigen begrüßte Cispa-Projekt erleichtere diese Aufgabe nicht.
St. Ingbert war in den letzten Jahrzehnten von ständigem Wachstum auch an Wohnbauflächen geprägt (Mühlwald, Roter Flur, Blumenviertel, Hobels etc.) Neben eigenem wirtschaftlichem Wachstum galt es auch, zerstörte Wohngegenden in ehemaligen Bergbaugebieten zu kompensieren. „Oft stellen sich ausgerechnet zugezogene Bürgerinnen und Bürger, die in der Vergangenheit von dieser Entwicklung profitierten, an die Spitze solcher Bewegungen“ stellt Vereinsvorsitzender Wolfgang Weisgerber fest.
Im Falle des Schmelzerwaldes sei dies völlig anders. Schon die objektive Grobanalyse des möglichen Planungsgebietes führe für die Unabhängigen zu der Entscheidung, diesen Gedanken an der Stelle keineswegs zu hegen geschweige denn weiterzuverfolgen.
Es handelt sich hiebei um eine Rodungsfläche von ca 1,6 Hektar, die zu etwa 90 % mit Laubwald, darunter 120 Jahre alte gesunde Buchen, bestückt ist. Eine Versiegelung des Gebietes läßt Auswirkungen bis in die Innenstadt befürchten. Der ökologische Wert dieser Fläche sei nicht alltäglich und für das Kleinklima der Stadt von unschätzbarem Wert.
Dies habe auch der OB zusammen mit Umweltminister Reinhold Jost, Ortsvorsteherin Irene Kaiser (CDU) und dem städtischen Nachhaltigkeitsbeauftragten Adam Schmitt (Bündnis90/Die Grünen) am Tag der biologischen Vielfalt (siehe Saarbrücker Zeitung vom 20. Mai 2021) festgestellt und unterstrichen.
Stadtratsmitglied Michael Trittelvitz vergleicht in diesem Zusammenhang Ulli Meyer mit Konrad Adenauer („Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern“). Er wundert sich, von Adam Schmitt aber auch von den Grünen im Stadtrat zum Thema nichts zu hören.
Für die Unabhängigen gelten bei der notwendigen Schaffung neuer Bebauungsflächen folgende Grundsätze:
–vorrangig Baulücken schließen und Wohnraum sanieren. Dies hat Grenzen.
–für Neubauten keine großen Erschließungen außerhalb der Wohnbebauung, weil zu teuer –und ökologisch mehr als bedenklich
–verbindliche Auswahl von Flächen, die nach erstem Hinschauen geeignet sein könnten (dazu zählt auf keinen Fall der Schmelzerwald)
–nähere Untersuchung dieser scheinbar geeigneten Flächen.
Da die mögliche Siedlungsfläche in einem Grundwasservorranggebiet liegt, appellieren die Unabängigen an Umweltminister Reinhold Jost, der Maßnahme keinesfalls zuzustimmen. Eine Ersatzaufforstung auf dem Gebiet der Gemeinde Mandelbachtal als Kompensation wird für St. Ingbert als wenig hilfreich angesehen.
Ein Appel richtet sich auch an die Bürgerinnen und Bürger, die Notwendigkeit weiterer Flächenopfer einzusehen und die Bemühungen um objektive Lösungen auch gegen persönliche Egoismen zu unterstützen.
„Wenn die Stadt mal in die Gänge kommt, städtische Flächen wie ehemaliges Hallenbad und ehemalige Stadtgärtnerei zu erschließen, sind wir schon einen großen Schritt weiter. Wegen maximal 26 Baugrundstücken für Einfamilienhäuser sich dermaßen an der Natur zu versündigen, nützt niemandem“.