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Über den Dächern von St. Ingbert

So manchem St. Ingberter ist schon aufgefallen, dass auf dem Schornstein in der Saarbrücker Straße gegenüber der Aral-Tankstelle regelmäßig neue Flaggen gehisst werden und an Weihnachten ein Stern leuchtet. Aber was hat es damit auf sich und wer steckt dahinter? WSSI-ler und St. Ingberter Urgestein Werner Franzkowiak klettert regelmäßig auf den Schornstein, um in windiger Höhe Flaggen zu hissen oder einen Weihnachtsstern anzubringen. Zum WSSI-Jubiläum hat er sogar eine „10 Jahre Wir sind St. Ingbert“-Flagge gespendet und gehisst. Wir haben Werner auf einer Klettertour begleitet und zusammen mit der Filmmanufaktur Fotos in luftiger Höhe geschossen. Aber dazu später mehr.
Wer ist denn überhaupt Werner Franzkowiak? Fragt man ihn nach seinem Geburtsdatum, so antwortet er: „daran kann ich mich nach 89 Jahren gar nicht mehr erinnern“. Er hält die Gebäude der Saabrücker Straße 1-3 seit 1967 in Schuss. Er erzählt uns vom Bau der Maschinenfabrik Johann Peter in den 1880er Jahren und von der Fertigstellung bzw. Endabnahme des Schornsteins 1921. Er war ursprünglich 50 Meter hoch und wurde von ihm eigenhändig aus statischen Gründen auf 44 Meter gekürzt und mit einem 40x40er Kranz mit Eisenbewährung und 1,3 m³ Beton versehen, wie er erzählt. Er gibt auf den Kranz 100 Jahre Garantie und wer Werner kennt weiß, dass seine handwerkliche Arbeit Generationen überdauert.

Foto: Frank Leyendecker
Die Abnahme des Schornsteins von 1921

Ein Teil der Gebäude stehen schon lange nicht mehr, so gab es früher Pferdeställe und eine große Dampfmaschine, die Werner und sein Sohn Axel in einem Jahr und zwei Monaten mühevoll restauriert haben.

Foto: Frank Leyendecker
Dort waren früher Pferdestelle, heute ein Pavillon mit Weinreben.

Foto: Frank Leyendecker

Die Maschine besteht aus ca. 100 Tonnen Gusseisen, das Zahnrad lief mit 120 und 160 Umdrehungen.

Foto: Frank Leyendecker
Die Plakette der Dampfmaschine.

In der Maschinenfabrik wurden im zweiten Weltkrieg Kriegsgefangene zur Rüstungsproduktion eingesetzt und der Betrieb nach dem Krieg enteignet, da der Direktor NSDAP-Mitglied war.

Foto: Frank Leyendecker
Diese Plakette prangt an dem Schornstein

Danach waren viele Firmen auf dem Gelände: Leitz Optiken, Kardex Büromöbel und Stahlschränke, eine Lackfabrik, eine Akkufabrik, ein Autopolsterer, ein Hersteller von Straßenschildern, die Vereinigten Bekleidungswerke Becker, Time to Climb, Heimkino GmbH, CS CompuSaar GmbH und viele mehr.
Heute sind in dem Gebäudekomplex nach wie vor zahlreiche Firmen angesiedelt: Artengis GmbH, VJS GmbH und die Filmmanufaktur erstellen professionelle Werbefilme und Animationen, Veritas Beratungszentrum, Meinraumyoga, Reifen Lorenz und viele mehr.

Von Zeit zu Zeit klettert Werner mit kleineren Gruppen und auch Kindern an dem Schornstein. Die Klettergriffe gehen bis zur Spitze und werden regelmäßig gewartet und erneuert. Für die ängstlicheren, wie Miriam Flieger und Frank Leyendecker von WSSI musste die Leiter genügen, um die 44m empor zu steigen. Kaum waren die Gurte angelegt ging es auch schon los. Stufe für Stufe hingen wir uns mit den Haken neu ein. Werner ging voraus und hing sein Sicherungsseil in eine Schiene. An diesem Seil hingen wir alle dran und waren somit vielfach gegen einen Absturz gesichert. Nach fast 45 Minuten waren wir oben, wer hätte gedacht, dass es so lange dauert? Noch einmal über den Betonring klettern, bis wir im Innern des Schornsteins auf einem Konstrukt aus Gittern und Stangen standen. Vor hier auch hatten wir einen tollen Ausblick über die ganze Stadt.

Foto: Frank Leyendecker
Ein Blick auf die Stadt St. Ingbert
Foto: Frank Leyendecker
Miriam Flieger und Werner Franzkowiak in 44 Metern Höhe

Dann ließ Marc-André Stiebel von der Filmmanufaktur einen Quadrocopter, auch Drohne genannt, steigen. Mit ihr fotografierte er uns bei bestem Wetter in ungefähr der Höhe, die der Schonstein früher mal hatte.

Foto: Die Filmmanufaktur Marc Stiebel
WSSI ganz oben

Der Abstieg war etwas einfacher und ging dadurch wesentlich schneller. Werner Franzkowiak hat uns mit seiner herzlichen Art und seiner professionellen Kletterausrüstung ein sicheres Gefühl gegeben. Denn schließlich klettert er seit fast 40 Jahren.

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