Zehn Veranstaltungen des St. Ingberter Literaturforum (ILF) lockten auch im Jahr 2023 wieder Hunderte von Literaturfreunden in die St. Ingberter Stadtbücherei. Das vielgestaltige Angebot von Autorenbegegnungen und Buchvorstellungen begann im Frühjahr mit Christian Rosinus “Angstquartett” und einem True-Crime-Abend in Kooperation mit der Buchhandlung Friedrich.
Auf Vermittlung der Konrad-Adenauer-Stiftung reiste der Rostocker Autor Christian Ahnsehl nach St. Ingbert, um seinen raffiniert aufgebauten Roman “Der Ofensetzer” vorzustellen, der eindrucksvoll vom Eindringen der Stasi sogar in die Kinderzimmer der DDR berichtet. Mit der Einladung an den Journalisten Nils Minkmar wurde der Frankreichstrategie des Saarlandes Tribut gezollt, denn dessen erfolgreicher Roman “Montaignes Katze” spielt im zerrissenen und durch Gewalt zerrütteten Frankreich der Religionskriege vor der Thronbesteigung durch Heinrich den Vierten und mithin in einer Epoche, die der unseren recht ähnlich ist.
Mit Julia Schochs “Liebespaar des Jahrhunderts” konnten die Zuhörer einen Erfolgsroman erleben, der mit vielen pointierten Beobachtungen das Auseinanderbrechen einer jahrzehntelangen Paarbeziehung sprachmächtig beschreibt. Auch literarische Jubiläen standen auf dem Programm. Das geplante Soiree zu Bertolt Brecht musste aus organisatorischen Gründen ins Jahr 2024 verschoben werden. Zur Würdigung des literarischen Kosmos der Ingeborg Bachmann, die vor 50 Jahren auf tragische Weise in Rom verstarb, konnte in Zusammenarbeit mit der KEB eine bewegende szenische Lesung präsentiert werden.
Familiengeschichten standen bei Andreas Wunn “Saubere Zeiten” und Peter Moll im Mittelpunkt der Gestaltung. Der Fernsehmoderator Andreas Wunn beschreibt in seinem Roman die Geheimnisse der Wunn’schen Drogerie in St. Ingbert und die Bemühungen um das Reinwaschen von Vergangenheit. Er traf bei seinem Auftritt in der Stadtbücherei ganz überraschend noch auf unerwartete Zeitzeugen. Peter Moll entführte mit “Von Holstein nach Russland und zurück zur Zeit der letzten Zaren” das Auditorium auf eine spannende Zeitreise durch ein Jahrhundert Familien- und Industriegeschichte. Den Schlussakzent des Lesungsjahres setzten mit Boris Koch und Carsten Schmitt zwei vielversprechende Fantasy-Autoren, die eine tiefgründige Grusellesung mit durchaus aktuellen Bezügen präsentierten.
Nach einer Winterpause sollen den Bürgern weitere Autorenbegegnungen und Buchvorstellungen angeboten werden, und das ganz im Sinne Fred Oberhausers, der das Literaturforum im Herbst 1981 aus der Taufe hob. Diese Lesungen lockern den Bibliotheksalltag auf und verleihen der Stadtbücherei das Profil einer lebendigen Kultureinrichtung. Gerade auswärtige Gäste rühmen sie oft als facettenreichen, kulturellen Treffpunkt, so ILF-Sprecher Jürgen Bost abschließend.