Fast 40 Interessierte fanden den Weg zur Bürger-Infoveranstaltung über den Stand der derzeitigen Planungen zur Teilsanierung der Fußgängerzone in St. Ingbert. Baudirektor Martin Ruck stellte anhand einer Grafik den Entwurf der Stadtverwaltung vor, der auch bereits in der Legislaturperiode des letzten Stadtrates diskutiert wurde. Im Jahr 2000 wurde die Ludwigstraße saniert, 2004 folgte der Abschnitt vom Gören-und Lausbubenbrunnen bis zur Engelbertskirche. Aktuell geht es nun um den Bereich zwischen der Engelbertskirche und dem Polizeigebäude, für den ein Budget von insgesamt 650.000 € zur Verfügung steht.
„Der Randbereich mit dem Rechteckpflaster gehört nicht zum Sanierungsbereich, dort werden lediglich Schadstellen ausgebessert. Momentan besteht der Kleinpflasterbereich aus Porphyr-Steinen, die aber den großen Belastungen des Anlieferverkehrs nicht standhalten. Es gibt zahlreiche Absplitterungen und mittlerweile auch viele Flickstellen“, so Ruck in seinen Ausführungen. Geplant sei nun ein zwei Meter breiter barrierefreier Korridor mittig in der Fußgängerzone, der mit Granitsteinen in einem Mörtelbett verlegt werden soll. In diesem Bereich werden Steine verarbeitet, die gesägt und geflämmt sind, also fast plan verlegt werden können. Außerdem sollen an diesen Korridor auf einer Seite Längsrillenplatten für Sehbehinderte eingefügt werden. Als möglichen Baubeginn nannte Martin Ruck September 2020 mit einer Bauphase von ungefähr sechs Monaten.
Bürgermeister Markus Schmitt, der als Moderator die Veranstaltung leitete, eröffnete die Diskussionsrunde, die von den Besuchern rege aufgenommen wurde.
„Für mich ist es ganz wichtig, dass wir die beste Lösung für alle finden, wenn wir jetzt das Geld in die Hand nehmen. Unsere Fußgängerzone ist ein klassischer „Shared Space“, also ein gemeinsam genutzter Raum, der sowohl für Fußgänger, Menschen mit Behinderung, Anlieferverkehr, Kinder, Gastronomen und Händler passen muss“, erklärte Prof. Dr. Ulli Meyer, zukünftiger Oberbürgermeister der Stadt.
Kritik an den Planungen übte Dunja Fuhrmann, Behindertenbeauftragte der Stadt Saarbrücken und selbst Rollstuhlfahrerin. „Für mich ist es ein Unding, hier nur mit einem Korridor von zwei Metern zu planen. In Zeiten des demographischen Wandels muss man weiter und nachhaltig denken. Auf jeden Fall sollte der gesamte Bereich zwischen den Randplatten plan und eben saniert werden. Es müssen ja nicht unbedingt Granitsteine aus Schweden sein, vielleicht tut es auch ein einfacher Verbund- oder Betonstein“, gab sie zu bedenken. „Sehbehinderte mit einem Langstock benötigen einen Schwenkradius von 1,20 m. Also dürfen rechts und links von den Längsrillenplatten auf keinen Fall Hindernisse, beispielsweise Außenbestuhlung oder Kundenstopper, im Weg stehen“, führte sie aus.
Erhöhte Sitzgelegenheiten für die älteren Mitbürger in der Fußgängerzone forderte Hans Bur, der Seniorenbeauftragte der Stadt St. Ingbert. „Viele Senioren meiden mittlerweile die Fußgängerzone, weil sie Angst haben, den Fahrradfahrern, die zu schnell unterwegs sind, nicht rechtzeitig ausweichen zu können. Auch dieses Problem sollte nicht einfach unter den Tisch gekehrt werden“, erklärte Hans Bur.
Abschließend dankte Bürgermeister Markus Schmitt allen Beteiligten für die rege Diskussion und die vielen Anregungen. Es sei klar geworden, dass hier noch Klärungsbedarf bestehe und die Planungen überdacht werden müssen. Dr. Ulli Meyer erklärte daraufhin, dass sich der Stadtrat nochmal eingehend mit der Problematik befassen werde.