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Programm Kinowerkstatt St. Ingbert vom 19. – 22. Februar 2016

„Conducta“ (Freitag, 19. Februar, 19 Uhr)
„Das brandneue Testament“ (Samstag, 20. Februar, 18 Uhr)
„Janis Joplin: Little Blue Girl“ (Samstag, 20. Feb. 20 Uhr; Sonntag, 21. Feb. 20 Uhr; Montag, 22. Feb. 18 Uhr)
„Im Schatten der Frauen“ (Sonntag, 21. Februar, 18 Uhr)
„Match me“ (Montag, 22. Februar, 20 Uhr)

„Conducta“ – ein Herzensbrecher

In Zusammenarbeit mit der Katholischen Erwachsenenbildung zum Weltgebetstag der Frauen 2016 mit dem Schwerpunktland ‚Kuba‘ zeigt die Kinowerkstatt am Freitag, den 19. Februar, um 19 Uhr den Film „Conducta – Wir werden sein wie Che“ (Regie: Ernesto Daranas, Kuba 2014) mit Alina Rodríguez, Armando Valdés Freire, Silvia Águila, Yuliet Cruz, Armando Miguel Gómez. Es schließt sich an ein Gespräch zum Thema ‚Kuba‘.

„Conducta“ ist das preisgekröntes Drama um eine Lehrerin mit Herz für Schüler aus schwierigen Verhältnissen: Er erhielt den Preis als „Bester Film“ beim Filmfestival Havanna, Filmfestival Bogota, Filmfestival New York, erhielt Publikumspreise auf dem Filmfestival Filmar Genf, Filmfestival Malaga und dem Filmfestival Lima.

Chala (Armando Valdes Freire) sehnt sich wie alle kleinen Jungs nach einer unbeschwerten Kindheit. Doch die Realität sieht anders aus, denn der Elfjährige lebt mit seiner drogenabhängigen Mutter (Yuliet Cruz) in einer heruntergekommenen Siedlung in Havanna. Um ihren kläglichen Lebensunterhalt zu sichern, kümmert sich Chala nach der Schule um seinen Hund, den er an Kämpfen teilnehmen lässt. Seine sanfte Seite zeigt er, wenn er seine Brieftauben liebevoll züchtet und trainiert. Die Gewalt und Perspektivlosigkeit, die sein Umfeld prägen, färbt jedoch langsam auf Chala ab. Immer wieder fällt dieser in der Schule durch sein aggressives und rebellisches Verhalten auf. Die Schulleitung gibt den Jungen schließlich auf und steckt ihn in eine Umerziehungsanstalt. Seine engagierte Lehrerin Carmela (Alina Rodríguez), die kurz vor der Pensionierung steht, hält jedoch an Chala fest. Sie weiß, dass das auffallende Verhalten der Kinder aus den schwierigen Verhältnissen, in denen sie aufwachsen, herrührt. Carmela mobilisiert Lehrer und Schüler, um Chala zurückzuholen und ihm eine Chance auf eine bessere Zukunft zu geben und zieht damit den Unmut der konservativen Schulleitung auf sich. Menschlichkeit, Lebensmut und Schmetterlinge im Bauch prägen diese erfrischend natürlich gespielte Gesellschaftsaufnahme: Ein Herzensbrecher. Beim kubanischen Kinopublikum war Conducta der meist gesehene, heissest geliebte und heftigst diskutierte Spielfilm 2014.
Der kubanische Regisseur Ernesto Daranas fing zunächst beim Theater und Radio an. Inzwischen arbeitet er als Drehbuchautor fürs kubanische Fernsehen und lehrt als Dozent an der Filmhochschule in Havanna.

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„Janis: Little Girl Blue“ – ein sympathisches Porträt.

Die Kinowerkstatt zeigt jetzt, am Samstag, den 20. Februar, um 20 Uhr, am Sonntag, den 21. Februar, um 20 Uhr und am Montag, den 22. Februar, um 18 Uhr „Janis: Little Girl Blue“ (USA 2015, Regie und Drehbuch: Amy Berg, Erzählerin: Cat Power, Darsteller: Janis Joplin, Cat Power, Peter Albin, 105 Minuten) – das filmische Porträt der berühmten Sängerin.
Janis Joplin ist mit Songs wie „Cry Baby“, „Mercedes Benz“ und „Piece of my Heart“ in die Annalen des Rocks eingegangen – mit Sympathie nähert sich die Filmemacherin Amy Berg der Rockmusikerin: In „Little Blue Girl“ zeichnet sie das Bild einer Frau, die nichts anderes wollte, als Musik zu machen und ein bisschen gemocht zu werden. Sie habe immer ein junges, hübsches Mädchen sein wollen, sagt Berg. Joplin sehnte sich danach, von ihren Fans geliebt zu werden.
Sie wuchs in der ultrakonservativen texanischen Provinz der Fünfzigerjahre auf, als burschikoses, lautes und meinungsstarkes Mädchen, das dem weiblichen Sanft- und Hübschheitsideal nicht entsprach. Am College in Austin wird sie – ein traumatischer Moment – von Mitstudenten zum „hässlichsten Mann auf dem Campus“ gewählt. Und noch im Erfolg spricht sie von der Einsamkeit, wenn die Bandmänner nach dem Auftritt mit Frauen abziehen und sie allein ins Hotel geht.

Berg erzählt chronologisch, wunderbar materialreich und mit zahlreichen Interviewpartnern. Als offenbar sehr enger Freund erweist sich der Talkstar Dick Cavett, in dessen TV-Show Joplin sich als kluge und amüsante Künstlerin zeigen durfte, während sie, immerhin der erste und lange Zeit größte weibliche Rockstar, sonst gern als naives Szenekind vorgeführt wurde.
So ensteht nicht nur das liebevolle, vielschichtige Porträt der Person, sondern auch das interessante Bild einer komplexen Künstlerin.

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Ein Neuanfang ganz besonderer Art.

Den Weltentwurf ganz neuer Art gibt es weiterhin in der Kinowerkstatt, diesmal am Samstag, den 20. Februar, um 18 Uhr, in „Das brandneue Testament“ (Luxemburg, Frankreich, Belgien 2015) von Jaco von Dormael. Da ist ein Gott (Benoît Poelvoorde), der in seinem Arbeitszimmer, das von einer endlosen Wand aus Karteischubladen gesäumt ist, an einem von halbleeren Whiskeyflaschen und Aschenbechern umstellten Computer seine Welt entwirft: Flugzeugabstürze, Umweltkatastrophen, Kriege und Kreuzzüge, Murphy’s Law und der Toast, der immer auf die Marmeladenseite fällt. Seine Tochter Ea hat die Nase voll und macht sich auf den Weg wie ihr Bruder Jesus, ein neues Testament zu schreiben. Dafür braucht man schließlich nicht mehr als ein paar Apostel und jemanden, der ihre Geschichte aufschreibt…
Kino vom feinsten: einfallsreich und unterhaltsam, mit tollen Darstellern (darunter Benoît Poelvoorde und Catherine Deneuve) und einem blumigen Happy-End!

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Ein Mann „Im Schatten der Frauen“.

„Im Schatten der Frauen“ (Originaltitel: „L’ombre des femmes“, Frankreich 2015) Regie: Philippe Garrel, Drehbuch: Jean-Claude Carrière, Caroline Deruas-Garrel, Philippe Garrel, Arlette Langmann, Musik: Jean-Louis Aubert, Darsteller: Clotilde Courau, Mounir Margoum, Stanislas Merhar, Vimala Pons, Lena Paugam, Antoinette Moya, Jean Pommier, Thérèse Quentin, läuft am Sonntag, den 20. Februar, um 18 Uhr in der Kinowerkstatt.
Da begegnet Pierre (Stanislas Merhar) einer Frau, die Filmrollen transportiert. Sie ist jung, er begehrt sie. Sie müssen die Schuhe ausziehen, um in ihr Zimmer zu schleichen. Er geht am nächsten Morgen, wird aber immer wieder kommen, in dieses kleine Zimmer mit den vielen Büchern auf der Kommode. Seiner Ehefrau Manon (Clotilde Courau) schenkt er Blumen. Sie lacht ihm liebevoll ins Gesicht und schnippelt Gemüse. Dann lernt auch sie einen anderen kennen…

Falsche Helden und Frauen, die sie als solche erkennen: Philippe Garrel lässt die Liebe wieder strahlen, aus den Körpern heraus, in die Beziehungen hinein.
Das letzte Bild gehört einem unbändigen Lächeln, es wirkt so unkontrolliert, als könnte der Held sein Glück nicht fassen. Es ist ein irreales Glück, weil Pierre natürlich weiß, dass er es nicht verdient. Doch das spielt keine Rolle bei Philippe Garrel: Körper, Liebe, Beziehungen und ein bisschen Leidenschaft. Mehr braucht Garrel nicht.

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„Match me!“ – wer passt zu wem?

Noch einmal, am Montag, den 22. Februar, um 20 Uhr, zu sehen ist „Match me! “ (Deutschland, Österreich 2014) – eine lebensfrohe Doku der jungen Regisseurin Lia Jaspers (“You Drive Me Crazy“) über die verschiedenen Wege, wie heutzutage junge Menschen als Partner zueinander finden.
Die Regisseurin begleitet ein Jahr lang drei sehr unterschiedliche junge Menschen, die auf der Suche nach ihrem Traumpartner sind. Dabei konzentriert sie sich bewusst auf Protagonisten, die abseits der bekannten Pfade suchen. Da wäre zum Beispiel Johanna aus Deutschland, die nur dafür nach Irland reist, um sich mit einem professionellen Matchmaker zu treffen, der sie mit dem idealen Kandidaten zusammenbringen soll. Anderswo in Europa geht die Wienerin Sarah auf eine Reise zu einem italienischen Yoga-Camp. Über gemeinsame Interessen und Gruppenübungen hofft sie einen Partner mit ähnlichen Leidenschaften zu finden. Der introvertierte Finne Sampsa bevorzugt schließlich etwas schrägere Methoden. Zusammen mit einer Dating Agentur veranstaltet er Motto-Dates, die auf bekannten Filmen und anderen Rollenspielen basieren. In der unterhaltsamen Dokumentation „Match Me!“ werden einsame Seelen auf der Suche nach ihrem Glück behutsam beobachtet.

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