Programm Kinowerkstatt St. Ingbert vom 11. – 14. Juli 2014

„Ferner schöner Schein“ (Freitag, 11. Juli, 19 Uhr; Samstag, 12. Juli, 18 Uhr; Sonntag, 13. Juli 18 Uhr, Montag, 14. Juli, 20 Uhr)

„Violette“ (Freitag, 11. Juli, 21 Uhr; Samstag, 12. Juli, 20 Uhr; Sonntag, 13. Juli 20 Uhr)

Kinowerkstatt zeigt „Ferner schöner Schein“

„Ferner schöner Schein“, so ist der Titel des ungewöhnlichen Films, der am Freitag, den 11. Juli, um 19 Uhr, am Samstag, den 12. Juli, um 18 Uhr, am Sonntag, den 13. Juli um 18 Uhr und am Montag, den 14. Juli, um 20 Uhr in der Kinowerkstatt St. Ingbert zu sehen ist. „Ferner schöner Schein“ (Polen 2011) von Anka Sasnal und Wilhelm Sasnal, Drehbuch: Anka Sasnal, Wilhelm Sasnal,
Kamera: Wilhelm Sasnal, Aleksander Trafas, Schnitt: Beata Liszewska, Hauptdarsteller: Marcin Czarnik, Piotr Nowak, Elzbieta Okupska, Jerzy Lapinski, Hanna Chojnacka, mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, ist eine Entdeckung wert.

Anka und Wilhelm Sasnal haben einen Film gemacht. Obwohl, schon diese Aussage würde das Künstlerpaar vehement bestreiten. Daher muss wohl gesagt werden: Anka und Wilhelm Sasnal haben ein Stück Bewegtbildkunst gemacht.

Als in einem abgelegenen polnischen Dorf mitten im Sommer der Schrottsammler verschwindet, beginnen die Nachbarn, sich an seinem Eigentum zu vergreifen. Nach und nach dringen die Dorfbewohner in Pawełs Haus ein, um die zurückgelassenen Besitztümer untereinander aufzuteilen. Sein Haus wird geplündert und bleibt als Ruine zurück. Das eindringliche, wortkarge Drama nutzt die minimalistische Fabel sowie lange Einstellungen und Totalen für ein Gleichnis über Gier und Gewalt.

Auf der Kunstebene funktioniert „It Looks Pretty from a Distance“ – „Ferner schöner Schein“ dann doch ganz anders. Denn Pawels Geschichte ist nichts weiter als die Oberfläche einer viel tieferen Geschichte. Was die Sasnals eigentlich bewegte dieses Werk zu kreieren, ist ein Stück polnische Geschichte, die lange Zeit keiner hören wollte. Während des 2. Weltkrieges ergab es sich, dass deutsche Truppen ein polnisches Dorf okkupierten, welches aus Polen und einer kleinen jüdischen Gemeinde bestand. Die Deutschen ließen die Polen entscheiden, was sie mit den Juden machen wollen. Ohne viel Gezeter sperrten diese ihre jüdischen Nachbarn, mit denen sie jahrzehntelang zusammen gelebt hatten, in einen Schuppen, zündeten diesen an und teilten dann ihre Besitztümer unter sich auf.

Die Darsteller, allesamt Laien, die tatsächlich auch in diesem Ort unter diesen Umständen leben, scheinen fernab zu sein von jeglichen Emotionen; Empathie und Nächstenliebe haben hier keinen Platz. Es geht nur ums Überleben, ums Weiterkommen – egal wie.

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Violette – 2. Woche

Die Kinowerkstatt zeigt weiterhin „Violette“ (Frankreich, Belgien 2013) von Martin Provost mit Emmanuelle Devos, Sandrine Kiberlain, Olivier Gourmet, Catherine Hiegel, Jacques Bonaffé, Olivier Py, Filmmusik von Arvo Pärt, am Freitag, den 11. Juli, um 21 Uhr, am Samstag, den 12. Juli, um 20 Uhr, sowie am Sonntag, den 13. Juli um 20 Uhr.
Verkannt und ungeliebt – so fühlte sich Violette Leduc, unehelich geboren. Aber sie hat den Mut, über intimste Gefühle und Erlebnisse zu schreiben – so stark, leidenschaftlich und poetisch wie keine Frau zuvor. 1945 begegnet sie Simone de Beauvoir und überreicht ihr den ersten Roman, der das Verhältnis zur ablehnenden Mutter behandelt. Simone ist hingerissen und beschließt, Violettes Karriere nach Kräften zu fördern.

Damit beginnt eine lebenslange tiefe Freundschaft, getragen von Violettes unbändigem Durst nach Liebe und Selbstbefreiung durchs Schreiben und Simones unerschütterlicher Überzeugung, das Schicksal einer außergewöhnlichen Frau in ihren Händen zu halten…

In „Violette“, der Geschichte der von Simone de Beauvoir geförderten Schriftstellerin Violette Leduc, der im November 2013 im Rahmen der Französischen Filmtage Tübingen/Stuttgart seine Deutschlandpremiere feiern durfte, sind es gleich zwei Darstellerinnen, die dazu einladen, eine Autorin zu entdecken, die anfangs übersehen, später dann aber regelrecht vergöttert wurde – in Frankreich zumindest. Ihren schriftstellerischen Durchbruch erlebte Leduc jedenfalls erst 1965 im Alter von 56 Jahren mit ihrem autobiografischen Roman „Der Bastard“. Provost Film setzt rund 20 Jahre früher an.

Unterteilt ist „Violette“ in sieben Kapitel, benannt nach Personen oder Orten, die im Leben der 1907 im nördlichen französischen Departement Pas de Calais geborenen Leduc eine wichtige Rolle spielten.

„Der Film von Martin Provost schafft … ein glaubwürdiges Milieu und nimmt einen richtiggehend mit in das Paris der 1950er und 60er Jahre, versprüht dessen Atmosphäre und vermittelt auf gelungene Art und Weise, wie man sich als Kunstschaffender in der Metropole gefühlt, wie man gelebt haben muss. Auch hierbei hat man das Gefühl „Genauso habe ich mir das vorgestellt!“, ohne dass der Film zum Klischee wird.“ (Verena Schmöller)

Ein hinreißender Film über Violette Leduc und Simone de Beauvoir!
NEW YORK TIMES

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