Präzisierung auf den Artikel hin „ Gegen das Vergessen „ In Die Woch 9.10.7.2016
In dem Artikel „ Gegen das Vergessen „ in Die Woch zum Wochenende 9.u.10.7 2016 wird ausgesagt: „ Bis auf eine Schülerarbeit des Albert – Magnus – Gymnasiums über die St.Ingberter Juden fand keine Auseinander setzung statt. „
Diese Aussage in dem Artikel kann so nicht stehenbleiben.
Darauf hin präzisiert der Fraktionsvorsitzende Jürgen Berthold, Stadtratsfraktion von Bündnis 90 / Die Grünen, dass die Fraktion 1985 einen Antrag zur Aufarbeitung der Zeit des Nationalsozialismus in St.Ingbert in den Stadtrat eingebracht hatte, mit dem die Geschehnisse Reichsprogromnacht in St.Ingbert und die Schicksale der St.Ingberter Juden erforscht werden sollten.
Darauf hin der Rat beschlossen, diese Aufarbeitung den St.Ingberter Gymnasien vorzuschlagen. Dies hat dann der Oberbürermeister Dr. Winfried Brandenburg vollzogen.
In einem Leistungskurs der St.Ingberter Gymnasien ( Leibniz – und Albert – Magnus Gymnasium) unter der Leitung von Studienrat Norbert Vautrin untersuchten dann die Schüler zunächst die „Reichsprogromnacht in St.Ingbert „ und gleichzeitig die Geschichte der St.Ingberter Juden.
1987 erschien dann die erste Auflage der Schüler – Dokumentation „ Juden in St.Ingbert „ von Christoph Nimsgern und Eva Zutter und der Mitarbeit von Silke Stein. In dieser Dokumentation wurden zum ersten Male umfassender über die Schicksale jüdischer Familien St. Ingberts in der Zeit des Nationalsozialismus berichtet. Seitdem diente diese Dokumentation in Schulen , Institutionen, deutschen und jüdischen Familien ( Israel und USA) der Auseinandersetzung mit den Verbrechen der Nationalsozialisten an den St.Ingberter Juden als auch politisch Verfolgten, Zeugen Jehova, standhaften kath. und eveng. Christen, Roma und Sinti, Homosexuellen und Euthanasieopfern.
1977 erschien die erweiterte Auflage der Dokumentation von Christoph Nimsgern und Eva Zutter unter der Mitarbeit von Martin Häfner.
Durch diese beiden Dokumentationen kam es zu Kontakten mit ehemaligen Verfolgten und deren Nachkommen in Israel und Amerika und zu Besuchen in St. Ingbert.
Eva Zutter und Michael Lintz erarbeiteten dann die Broschüre „ Gang durch das jüdische St.Ingbert“ und laden seitdem immer wieder zu diesem Spaziergang durch das jüdische St.Ingbert ein. Herausgegeben wurde die Broschüre vom Amt für Religionsunterricht Pfarrer Gebhard Neumüller.
Seite 2 10.7.2016
In jedem Jahr findet am 9. November anlässlich der Pogromnacht ( oder wie die Nationalsozialisten sie zynisch nannten „ Reichskristallnacht „ ) vor der Engelbertskirche eine Mahnwache statt, die an die Verbrechen der Nazis an den Juden erinnert, vor dem Vergessen und dem wachsendem Rechtsradikalismus warnt. Aufgerufen wird immer gemeinsam von mehreren Initiativen und Parteien. 2015 hatte das St. Ingberter Bündnis für Weltoffenheit, Vielfalt und Toleranz die Mahnwache organisiert.
Am 27.1.2013 stellte die Stadtratsfraktion von Bündnis 90 / Die Grünen im Stadtrat den Antrag für die Verlegung von Stolpersteinen zur Erinnerung an die St. Ingberter Opfer des Nationalsozialismus durch den Künstler Günter Demnig. Er hatte das größte dezentrale Mahnmal der Welt begonnen und schon über 50.000 Stolpersteine persönlich in zahlreichen Städten Europas verlegt. Die Umsetzung der Stolpersteineverlegung und weiterer Forschungsarbeiten wurde dann dem Stadtarchiv unter Dieter Wirth übertragen. Im dritten Jahr hintereinander ab 2014 verlegte nun der Künstler Günter Demnig in Absprache mit dem Stadtarchivar Stolpersteine in St.Ingbert. Am 25.Juni 2016 16 weitere Erinnerungssteine.
Erneut setzten sich 2016 Lehrer und Schüler im Rahmen von Projekttagen mit den Schicksalen der NS -Opfer auseinander und Sie werden ihre Ergebnisse im Kuppelsaal des Rathauses präsentieren.
Unser Dank gilt den beiden St.Ingberter Gymnasien, die sich seit den achtziger Jahren immer wieder mit den Verbrechen der Nationalsozialisten auseinander setzen und die St.Ingberter Bevölkerung dafür sensibilisieren. Ebenso danken wir Christoph Nimsgern, Eva Zutter, Silke Stein, Martin Häfner und Michael Lintz. Darüber hinaus danken wir auch allen Kirchengemeinden, Institutionen, dem Stadtarchiv St.Ingbert, Bürgerinitiativen, Vereinen und einzelnen Bürgern, die sich für die Aufarbeitung der Zeit des Nationalsozialismus in St.Ingbert engagieren und die neuen Generationen darüber aufklären, damit sich die Verbrechen nicht wiederholen.
Unser Dank gilt auch den St.Ingberter geschichtsbewussten Hausbesitzern und Geschäftsleuten, die die Verlegung der Stolpersteine vor ihren Häusern und Geschäften begrüßten und sich zur Pflege der Stolpersteine bereit erklärten.