St.Ingbert, den 5.12.2013: nur vormittags zur Schule? International steht Deutschland damit so ziemlich allein. Länder, die bei der Pisa-Studie weit besser abschnitten, setzen ihre Schüler zur Mittagszeit nicht einfach vor die Tür. Ganztagsangebote und gute Noten korrelieren – dieser Zusammenhang ist bei der internationalen Schulvergleichsstudie durchaus auffällig.
Eine regelmäßige repräsentative Umfrage des Instituts Allensbach ergab, dass eine eindeutige Mehrheit der Eltern der Meinung sind, Ganztagsschulen entlasteten sie bei der Kinderbetreuung und Kinder könnten in diesen Strukturen besser und gezielter gefördert werden.
Das wäre auch in St. Ingbert der Fall, wenn die Eltern stärker aufgeklärt und für eine gebundene Ganztagsschule sensibilisiert würden. Und dazu brauche es nicht einmal pädagogisches Geschick seitens der Kommunalpolitiker, so der bildungspolitische Sprecher der FDP-Fraktion im Stadtrat, Hans-Werner Hartmann.
„Der Behauptung, dass es weitgehend intakte soziale und familiäre Strukturen in der Mittelstadt und eine hohe Qualität in der vorhandenen Freiwilligen Ganztagsschule gebe, möchte ich aus meiner 27-jährigen Erfahrung in der Nachmittagsbetreuung widersprechen“, so Hans-Werner Hartmann weiter. Er führt aus: „1996 starteten wir mit dem JBF-Bildungscenter und der Mühlwaldschule St. Ingbert einen Modellversuch „Betreuende Halbtagsschule“, gerade weil seitens des Ministeriums für Bildung keine Notwendigkeit hierfür gesehen wurde. Der Erfolg gab uns Recht! Das war der eigentliche Beginn für die Nachmittagsbetreuung im Saarland. Schon damals gab es eine sehr große Nachfrage von alleinerziehenden und berufstätigen Eltern. Das ist heute keineswegs anders“.
Dass die gebundene Ganztagsschule eine weitaus höhere Qualität biete als die FGTS liege ganz klar auf der Hand. Es gibt einen Stundenplan, der den Bedürfnissen der Schüler besser angepasst werden kann, eine klare Struktur, qualifiziertes pädagogisches Personal und vieles mehr und nicht überwiegend Mitarbeiter, die in Wochenendseminaren von diversen gemeinnützigen Trägern eine Befähigung für die Kindererziehung erworben haben.
Außer den Qualitätsmerkmalen einer gebundenen Ganztagsschule komme als entscheidender Faktor noch hinzu, dass sie im Gegensatz zur FGTS beitragsfrei – sprich: kostenlos ist. Seit Jahren findet jährlich ein „Update“ der FGTS statt. Von beitragsfrei bis hin zu einem Beitrag von 60 EUR monatlich in diesem Schuljahr – reichten die erhobenen Angaben. Dafür würden die Zuschüsse zu den Personalkosten selbstverständlich gekürzt, so dass man sich an einer Hand abzählen könne, wie lange ein Träger sich noch – wenn er denn welches verfügbar hat – qualifiziertes Personal leisten kann. Denn höhere Beiträge bedeuten weniger Schüler und somit auch geringere Einnahmen bei gleichbleibenden bzw. steigenden Lohnkosten.
Natürlich sei klar, so erklärt die FDP-Fraktion weiter, dass die Stadt da ein wenig Geld in die Hand nehmen müsse. Aber eine gebundene Ganztagsschule werte den Schulstandort St. Ingbert insgesamt auf und die erforderlichen Investitionen seien kleine Beträge im Gegensatz zum Mehrwert, den eine solche Schulform als Ergänzung des Bildungsangebotes erbringen könne. Die FDP-Fraktion plädiert dafür, an einem zentralen Standort die Voraussetzungen für die Einrichtung zu schaffen, damit alle Eltern welche in St. Ingbert wohnen, die Möglichkeit haben – wenn Sie es denn wollen – ihre Kinder einzuschulen.