Anlässlich des jüngsten Bürgerstammtisches am 10. März 2023 konnten die Unabhängigen St. Ingbert Vertreter der Bürgerinitiative „Rettet den Schmelzer Wald“ begrüßen. Einer der Sprecher der Initiative, Herr Hansgünter Lang, nahm die Gelegenheit wahr, den anwesenden Vereinsmitgliedern, Bürgerinnen und Bürgern ihr Anliegen umfassend zu erläutern und um Unterstützung zu werben.
Im Jahr 2015 veröffentlichte die Stadt St. Ingbert ein Gutachten über die weitere Entwicklung des Wohnungsmarktes der Mittelstadt. Demnach sollten möglichst Baulücken genutzt und bestehende Bausubstanz zu Wohnzwecken wieder hergerichtet werden. Da dies mit besonderen Schwierigkeiten, vor allem unter Beachtung der Eigentumsrechte verbunden ist, ist allseits bekannt, sodass zur Deckung des Wohnbedarfs schon damals, vor Bekanntwerden der Cispa-Ansiedlungen, Neuerschließungen unumgänglich waren.
Der damalige Ortsvorsteher St. Ingbert-Mitte und heutige Oberbürgermeister Ulli Meyer setzte sich aus wahlkampftatktischen Gründen sofort an die Spitze der Bürgerinitiativen gegen die Bebauung der ehemaligen Stadtgärtnerei, der Fideliswiese und der Pfuhlwiese. Jetzt, wo er in der Verantwortung steht, sucht er verzweifelt nach Flächen, um den zwischenzeitlich noch gewachsenen Wohnbedarf zu decken. Die oben genannten Flächen sind für ihn wegen des damaligen Engagements tabu.
So versucht er jetzt, nicht zuletzt auch durch verbale Verharmlosungen, Waldgebiete wie den Schmelzer Wald und den Gehnbachwald durch Bebauungsvorhaben mit verhältnismäßig wenigen Baugrundstücken zu erschließen. Was für Grünflächen wie Fideliswiese vor wenigen Jahren gegolten haben soll, muss heute erst recht für die ökologisch wertvollste Grundfläche, unseren Wald, gelten.
Das besondere am Schmelzer Wald ist zum einen, dass er als Landschaftsschutzgebiet besonders hervorgehoben in seiner ökologischen Bedeutung ist. Im Landesentwicklungsplan Umwelt ist er als Grundwasservorranggebiet ausgewiesen. Dadurch wird eine Bebauung für Wohnzwecke kraft Gesetzes ausgeschlossen. Für die Stadtmitte ist der Schmelzer Wald als Retentionsfläche in Sachen Hochwasserschutz von enormer Bedeutung.
Der OB verharmlost die Angelegenheit, indem er von Arrondierungsmaßnahmen spricht.
Die Stadt hat sich auch in ihrem Landschaftsplan zum Erhalt der sogenannten „Klimakomfortwälder“ verpflichtet. Diese Begriffswahl hebt die betroffenen Flächen deutlich von anderen Grün- und auch Waldflächen ab.
Es bleibt festzuhalten, dass für die Erschließung von 12 großzügig bemessenen Baugrundstücken wie geplant mindestens 1,6 Hektar wertvollsten Waldes, bei Berücksichtigung von Baumfallgrenzen eher noch etwas mehr, geopfert werden sollen.
Dies hat erhebliche Auswirkungen auf das gesamte Ökosystem des Schmelzer Waldes.
Enttäuscht ist die Bürgerinitiative von der Wahrnehmung durch den Oberbürgermeister. 4000 Unterschriften seien in der Mittelstadt noch nie gesammelt worden. Da man mehrmals zwecks Übergabe um einen Termin betteln musste, zeigt, wie wenig die Angelegenheit im Rathaus und von der Verwaltungsspitze ernst genommen wird.
Die Enttäuschung bezieht sich auch auf das Verhalten des Nachhaltigkeitsbeauftragten der Stadt, Herrn Claus Günther, der bisher zu der Angelegenheit keine Stellung bezogen hat und trotz mehrmaliger Bitte der Bürgerinitiative nicht zu einem Gespräch bereit gewesen sein soll.
Den Vorwurf der Befürworter, für die eigenen Grundstücke der Mitglieder der Bürgerinitiative sei in der Vergangenheit auch Wald geopfert worden, weist Lang als billig und oberflächlich zurück. Ausweislich eines Luftbildes aus dem Jahr 1954 waren die später bebauten Flächen damals landwirtschaftlich genutzte Felder und Wiesen.
Es steht zu befürchten, dass schon bei einer der nächsten Stadtratssitzungen eine Vorentscheidung in der Angelegenheit auf der Tagesordnung stehen wird.
Die Vertreter der Unabhängigen haben volles Verständnis für die Anliegen der Initiative und das Stadtratsmitglied Peter Richter sichert engagierte Unterstützung zu.