Literarische Reise durch ein zerrissenes Land

Mit Nils Minkmar unterwegs im Frankreich des 16. Jahrhunderts

Der in Saarbrücken geborene und mehrfach als Kulturjounalist des Jahres ausgezeichnete Autor Nils Minkmar hatte sich als Redakteur für beinahe alle wichtigen deutschen Zeitungen einen Namen gemacht und veröffentlichte bisher ausschließlich Sachbücher zu zentralen Themen der französischen Gesellschaft. Nun stellte er auf Einladung des St. Ingberter Literaturforums (ILF) in der Stadtbücherei seinen viel beachteten ersten Roman mit dem Titel „Montaignes Katze“ vor, in dem er seiner Lesergemeinde in eleganter Sprache und mit virtuos entfaltetem Zeitkolorit das Frankreich des Jahres 1584 vor Augen führt.
Er zeigt es als nicht nur religiös gespaltenes tief traumatisiertes Land, in dem die feindlichen Lager seit Jahrzehnten im Bürgerkrieg liegen. Hoffnungen ruhen auf Michel de Montaigne, dem berühmten in einem abgeschiedenen Landschloss lebenden Philosophen, dem man zutraut, den Lauf einer an Egoismus und Grausamkeit zu scheitern drohenden Welt zum Guten zu wenden und dem Land endlich eine Perspektive zu weisen, die Vernunft, Empathie und Lebensfreude wieder einen angemessenen Stellenwert verleiht.
Nils Minkmar, Mitbegründer der Deutschen Montaignegesellschaft, stellte zunächst sein persönliches Verhältnis zu dem Philosophen, Menschenkenner und Diplomaten Michel de Montaigne dar. Dann versetzte er sein Auditorium zunächst in eine Winternacht des dargestellten Jahres, während der ein geheimnisvoller Besucher zum Schloss des Schriftstellers und Essayisten reitet, um ihn nach Paris zu rufen, in die vor Unruhen gärende Stadt, die sich in der Phase des Aussterbens der Valoisdynastie auf keinen König einigen will.
Als Hoffnungsträger gilt der lebensfrohe Gascogner Heinrich von Navarra, der spätere „gute“ König Henri IV, von dem man sich einen wichtigen Beitrag zur Befriedung und Neuordnung des Staates verspricht. Ihm, dem einzigen protestantischen Herrscher in der Geschichte Frankreichs, traut man zu, das Land „ohne das ständige Knallen der Hakenbüchsen am Laufe zu halten“. Der Vortrag geschickt ausgewählter Textpassagen und alternierend dazu die Darstellung der Persönlichkeit Michel de Montaignes ermöglichten es den Zuhörern, ein differenziertes und farbenfrohes Bild von dem sich damals in einer ausweglosen politischen Lage befindenden Land zu entwickeln. „Alles schwankt und schwingt, Paris schaukelt, ebenso die ganze Welt“, lautet ein markanter Satz des Romans.
Im sich anschließenden von Jürgen Bost moderierten Publikumsgespräch ging es nicht nur um die im Buchtitel so pointiert herausgestellte Katze, sondern vor allem auch um die aktuelle politische und gesellschaftliche Situation bei unseren französischen Nachbarn. Nils Minkmar zeigte sich hier durchaus optimistisch, was erhoffte mögliche positive Entwicklungen anging.
Zum Abschluss der Veranstaltung dankte ILF-Sprecher Jürgen Bost dem Autor und dem Publikum für diesen überaus gelungenen Leseabend und kündigte noch die folgenden Literaturbegegnungen an: Am Mittwoch, dem 3. Juli 2023, wird Julia Schoch aus Potsdam nach St. Ingbert reisen und ihren von Kritik und Lesern gleichermaßen gefeierten Roman „Das Liebespaar des Jahrhunderts – Biographie einer Frau“ in der Stadtbibliothek vorstellen. Als zusätzliche Veranstaltungen sind neben einer weiteren Autorenbegegnung noch eine Würdigung Bert Brechts anlässlich seines 125. Geburtstags am 4. Oktober 2023 und ein Abend zur Erinnerung an die vor 50 Jahren tragisch ums Leben gekommene große Lyrikerin Ingeborg Bachmann am 8. November 2023 geplant. Alle genannten Lesungen beginnen um 19.30 Uhr. Anmeldungen bei der Stadtbücherei St. Ingbert unter Telefon 06894-9225-711 oder stadtbü

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sind ab sofort möglich.

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