Die Kohlenstraße mitten in St. Ingbert ist sehr breit. Bisher werden ihre drei Fahrspuren vom Autoverkehr dominiert. Das wird sich am 19. Oktober für einige Stunden ändern: Ein Pop-up-Radweg soll Politik und Bürgern zeigen, wie Radverkehr in St. Ingbert sicher gestaltet werden kann.
Auf dem geschützten Pop-up-Radweg kann jeder testen, wie eine fahrradfreundliche Infrastruktur in St. Ingbert aussehen könnte. Dafür wird eine Fahrspur der Kohlenstraße zwischen Theodor- und Rickertstraße vorübergehend für Autos gesperrt. „Viele Radfahrer meiden bisher die Innenstadt von St. Ingbert, weil sie sich die Straßen mit schnell fahrenden Autos teilen müssen“, sagt Ursula Hubertus vom Allgemeinen Deutschen Fahrradclub (ADFC). Durch die dreispurige Verkehrsführung im Ringverkehr mit erlaubten Tempo 50 und vielen Ampeln entstünden immer wieder gefährliche Situationen für Radfahrer. „Hier müssen separate Radwege eingerichtet werden, die auch Kinder und Jugendliche auf ihrem Schulweg sicher nutzen können. Dies ist in vielen Städten längst üblich“, erklärt Hubertus. Sie appelliert an den Stadtrat, die Planungen zum Umbau der Poststraße und der geänderten Verkehrsführung in der Kohlenstraße nochmals zu überdenken.
„Die bisherigen Planungen sind alles andere als mutig und zukunftsweisend. Sie halten an der längst überholten Vorstellung fest, dass der Autoverkehr zügig und damit mehrspurig durch die Innenstadt geleitet werden muss. Viel Raum für Autos zieht aber noch mehr Autos an, anstatt sie aus dem Zentrum fernzuhalten“, erklärt Werner Ried, vom Verkehrsclub Deutschland (VCD). Er fordert daher, die Poststraße künftig nur noch für Busse, Radfahrer und Anlieger frei zugänglich zu machen – mit abgegrenztem Radweg und fußgängerfreundlichen Tempo 20. „Die Kohlenstraße sollte zwar wie geplant in beide Richtungen befahrbar werden, die dritte Fahrspur gilt es aber durch einen Radweg zu ersetzen. Denn diese Straße ist sowohl für Autos als auch für den Radverkehr aus den nördlichen und östlichen Stadtteilen eine wichtige Achse“, so Ried. Zudem könne der Radverkehr in der Poststraße nur sicher werden, wenn die Parkplätze künftig über die Kohlenstraße angefahren werden. „Nach der bisherigen Planung für die Poststraße kreuzen Autos mehrfach den Radweg. Damit sind Gefahrensituationen programmiert “, warnt Ursula Hubertus.
Um die bisher noch vorgesehenen Abbiegespuren in der Kohlenstraße zu ersetzen, empfiehlt Werner Ried einen Blick in den Nachbarort Altenwald: „Dort gibt es mehrere Mini- Verkehrskreisel, die von größeren Fahrzeugen mittig überfahren werden können. Solche Kreisel könnten in der Kohlenstraße und auch der Schlachthofstraße die zahlreichen Ampelanlagen ersetzen. Dies würde den Verkehr entschleunigen, weil jeder die Vorfahrt achten muss, zugleich würde es das Fortkommen beschleunigen, weil man nicht mehr lange vor den Ampeln warten muss“, nennt Ursula Hubertus als weiteren Vorteil des gemeinsamen Konzepts des ADFC und Verkehrsclub Deutschland (VCD). Sie lädt alle Radbegeisterten ein, am Info-Stand des Pop-up-Radwegs diese Themen zu diskutieren. Von 10 bis 13 Uhr gibt es in der Kohlenstraße zudem Livemusik, einen Kindermalwettbewerb und spezielle Radler-Döner.
Hintergrund-Information:
In den Jahren 2010 bis 2013 gab es in St. Ingbert die Initiative „Stadt für alle“, an der viele St. Ingberter Bürger und Verbände mitgewirkt haben. Die damals entwickelten Ideen haben nichts an Aktualität verloren, sondern enthalten alle wesentlichen Punkte für eine klimafreundliche Verkehrswende mit mehr Lebensqualität in der St. Ingberter Innenstadt. Hier finden Sie die Zusammenfassung der Initiative „Stadt für alle“ von Werner Ried (VCD Saarland).