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Kinowerkstatt St. Ingbert: Programm vom 28. Februar – 2. März 2020 !

Kinowerkstatt

„Nur eine Frau“ (Freitag, 28. Februar, 19 Uhr)
„Udo Lindenberg – mach dein Ding“ (Samstag, 29. Februar, 20 Uhr; Montag, 2. März, 18 Uhr)
„Parasite – Parasiten“ (Sonntag, 1. März, 18 Uhr)

„Nur eine Frau“ von Sherry Hormann.

Auf dem Gehsteig vor einem Berliner Mietshaus liegt eine Leiche, bedeckt mit einem weißen Tuch. »Das bin ich«, teilt die Stimme einer jungen Frau aus dem Off mit: »Mein Bruder hat mich erschossen.« Gleich im ersten Bild ihres neuen Films »Nur eine Frau« macht die Regisseurin Sherry Hormann (u. a. »Wüstenblume«) klar, dass hier jemand in eigener Sache spricht und damit die Deutungshoheit über die Geschichte beansprucht. Jemand – das ist Hatun Aynur Sürücü, eine junge Frau, die im Jahr 2005 einem »Ehrenmord« zum Opfer fiel, weil sie sich von der Tradition ihrer strenggläubigen kurdisch-türkischen Familie gelöst hatte. Der Fall zog ein gewaltiges Medienecho nach sich. Ihn fürs Kino aufzubereiten, war wohl nicht ohne Risiko. „Nur eine Frau“ (Deutschland 2019) R: Sherry Hormann, B: Florian Oeller, P: Sandra Maischberger, K: Judith Kaufmann, Sch: Bettina Böhler, 90 Min., FSK: 12, mit Almila Bagriacik, Meral Perin, Rauand Taleb, Armin Wahedi, Mürtüz Yolcu, Mehmet Ateşçi, Aram Arami, Merve Aksoy, Jacob Matschenz, Idil Üner läuft am Freitag, den 28. Februar, um 19 Uhr in der Kinowerkstatt St. Ingbert, Pfarrgasse 49.

„Die Schauspieler sind durchweg wundervoll, allen voran Almila Bagriacik als Hatun Aynur Sürücü. Dass man diesem Film quasi mit angehaltenem Atem folgt, ist keine geringe Leistung eines exzellenten Teams.“ (epdFilm)

Schon lange ist man bei der Programmplanung der Kinowerkstatt auf der Suche nach einem passenden Film zum Thema „Ehrenmord“, wie er in bestimmten arabischen Kulturen vorkommt. Mit Sherry Hormanns bewegendem Spielfilm „Nur eine Frau“ ist der passende Film gefunden, der anschaulich schildert, worum es geht. Eine kompetente Referentin ist mit Frau Dr. jur. Rahsan Dogan aus Karlsruhe, Anwältin für Familienrecht ebenfalls gefunden. Die Kinowerkstatt lädt alle ein zu einem Vortrag mit Film und mit anschliessendem Gespräch am Freitag, den 28. Februar, um 19 Uhr.

INfo: Der Begriff Ehrenmord (engl. honour killing oder honor killing) bezeichnet die Tötung bzw. Ermordung eines in der Regel weiblichen Mitglieds aus der Familie des Täters als Strafe für eine vermutete Verletzung der familieninternen Verhaltensregeln durch das Opfer. Der Mord soll die vermeintliche Schande bzw. die drohende oder bereits zugefügte gesellschaftliche Herabsetzung des Täters bzw. seiner Familie abwenden und dem Umfeld signalisieren, dass die „Ehrbarkeit“ wiederhergestellt wurde.

Obwohl es sich in der Mehrzahl der Fälle bei dem Opfer um eine Frau oder ein Mädchen und bei dem Täter um ein männliches Familienmitglied handelt, sind auch Männer als Liebhaber einer Frau oder Homosexuelle gefährdet. Derart motivierte Morde sind in archaischen, von Stammestraditionen bestimmten Gesellschaften im Nahen und Mittleren Osten am häufigsten zu finden. Obwohl sie einer vorislamischen Tradition entstammen, treten sie in islamischen Staaten, besonders in solchen mit Scharia-Gesetzgebung im Nahen und Mittleren Osten sowie Pakistan vermehrt auf, lassen sich aber ebenfalls in nicht-muslimischen Regionen in Indien oder Lateinamerika nachweisen. Sogenannte „Ehrenmorde“ kommen auch vereinzelt in europäischen Ländern mit hohem Zuwandereranteil aus den betreffenden Gebieten vor.

Nach Schätzungen des Weltbevölkerungsberichts der UNO aus dem Jahr 2000 werden alljährlich ca. 5000 Mädchen und Frauen in mindestens 14 Ländern wegen „sittlicher Ehre“ ermordet.

In westlichen (Industrie-)Ländern geschehen heutzutage Ehrenmorde vorwiegend in Großstädten und Ballungszentren mit relativ hohem Anteil von Ausländern bzw. Migranten aus besonders traditionsbewußten Kulturkreisen. Zudem leben diese Menschen segregiert, was das Problem verstärkt. Manchmal geschehen diese als Folge eines Konflikts von Immigranten der dritten oder vierten Generation. In Großbritannien beispielsweise liefen im Sommer 2007 Mordermittlungen in rund 100 Fällen sogenannter Ehrenmord.

ALs Präventionsmassnahme um Phänomenen wie Ehrenmorden vorzubeugen dient beispielsweise die Berliner Initiative „Heroes“, die darauf zielt, junge zugewanderte Männer für Themen wie Gleichberechtigung, Demokratie, Zwangsheirat und Ehrenmord zu sensibilisieren. Das zunächst in Berlin gestartete Projekt wurde später auch in Duisburg übernommen.

Udo Lindenberg: „Mach dein Ding“ !

Auch lange vor seinem großen Bühnendurchbruch 1973 in Hamburg, seinen 4,4 Millionen verkauften Tonträgern und erfolgreichen Songs wie „Mädchen aus Ost-Berlin“, „Andrea Doria“, „Sonderzug nach Pankow“, „Hinterm Horizont“ und „Ich lieb dich überhaupt nicht mehr“ erlebte der Rockmusiker Udo Lindenberg (Jan Bülow) aus der westfälischen Provinz, der Mann mit den langen Haaren und dem Hut, schon so manches Abenteuer. Bevor alles begann, zog es ihn von der Einöde Gronaus nach Hamburg, wo er Paula (Ruby O. Fee) kennenlernte, die zwar nicht seine große Liebe, dafür aber ein ziemlicher Feger ist. Als mit Steffi Stephan (Max von der Groeben) das Dreiergespann komplett ist, entwickelt sich die Idee, eine Band zu gründen – das war schon immer Udos großer Traum. Doch der Weg dahin war lang: Er trommelte als Jazz-Schlagzeuger in Bands, hatte einen höchtsgefährlichen Auftritt in einer US-amerikanischen Militärbasis mitten in der libyschen Wüste und glaubte immer daran, es bis nach ganz oben zu schaffen. Mit seinen Markenzeichen und seiner unvergleichlichen Art zog er ganz einfach sein Ding durch.

Das Biopic „Lindenberg! Mach dein Ding“ (Deutschland 2019) R: Hermine Huntgeburth, B: Alexander Rümelin, Christian Lyra, Sebastian Wehlings, P: Michael Lehmann, Günther Russ, Johannes Pollmann, L: 135 Min. FSK: 12 mit Jan Bülow, Detlev Buck, Max von der Groeben, Charly Hübner, Julia Jentsch, Martin Brambach, Ella Rumpf, Ruby O. Fee über das Leben des jungen Udo Lindenberg (Jan Bülow), einem der Wegbereiter deutscher Rockmusik und einem der wenigen Künstler, der es schaffte, sowohl in Ost als auch in West zum Idol zu werden läuft jetzt in der Kinowerkstatt nur am Samstag, den 29. Februar, um 20 Uhr, sowie am Montag, den 2. März, um 18 Uhr !

Oscar-Gewinner „Parasiten“

Weiterhin für alle, die ihn bisher noch nicht sehen konnten, läuft der diesjährige Oscar- Gewinner (Bester Film, Beste Regie) „Parasite – Parasiten“ (Südkorea 2019 · 132 min. · FSK: ab 16) von Bong Joon-ho, Drehbuch: Bong Joon-ho, Han Jin-won, Kamera: Hong Kyung-pyo, mit Song Kang-ho, Cho Yeo-Jeong, Park So-dam, Chang Hyae Jin, Jung Hyeon-jun u.a. noch einmal nur am Sonntag, den 1. März, um 18 Uhr !
Der südkoreanische Film hatte bereits bei der Gala den Oscar für das beste Drehbuch gewonnen, dazu kamen die Königskategorien „Bester Film und Regie“. Bislang hat noch nie ein nicht-englischsprachiger Film den Oscar als bester Film gewonnen.
Warren Buffet, der erfolgreichste Gross-Investor (60 – 65 Milliarden Dollar) wurde von der New York Times gefragt, was der zentrale Konflikt unsere Zeit sei? Es sei der Krieg Reich gegen Arm, antwortet er, und „meine Klasse hat diesen Krieg begonnen und wird ihn auch gewinnen, so weiter.“
Dagegen setzt Bong Joon-ho seine „Kapitalismuskritik für alle Sinne: Nichts weniger gelingt dem südkoreanischen Regisseur und Autor hier. So unglaublich unterhaltsam und scharf wie in Bong Joon-hos „Parasite“ wurde das Thema im Kino selten thematisiert. In Cannes überzeugte er damit bereits die Jury, die ihm einstimmig die Goldene Palme verlieh. In Südkorea haben mittlerweile zehn Millionen Menschen den Film gesehen, in den USA legte er gerade den besten Start aller Zeiten für einen fremdsprachigen Film hin.

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