„Out of Rosenheim“ (Donnerstag, 2. Juli, 20 Uhr)
„Jojo Rabbit“ (Freitag, 3. Juli, 20 Uhr; Samstag, den 4. Juli, 20 Uhr)
„Lenin kam nur bis Lüdenscheid“ (Sonntag, 5. Juli, 20 Uhr; Montag, 6. Juli, 20 Uhr)
Ein charmanter Klassiker über das Überwinden der Fremde: „Out of Rosenheim“
Noch einmal ist am Donnerstag, den 2. Juli, um 20 Uhr „Out of Rosenheim“ in der Kinowerkstatt zusehen. Der Film von Percy Adlon war als „Bagdad Café“ ein Hit in amerikanischen Programmkinos, in Deutschland lockte er knapp eine Million Zuschauer in die Kinos. Wie sich die Besitzerin des Cafes, eine schwarze Frau (CCH Pounder), und die Rosenheimerin Mrs. Münchgstettner (Marianne Sägebrecht) näher kommen, die (sehr komisch dargestellten) Vorurteile überwinden und Freundinnen im Herzen werden, wird jeden Zuschauer garantiert am Ende des Films zu Tränen rühren !
Oscar 2020: „Jojo Rabbit“
Dann am Freitag, den 2. Juli und am Samstag, den 3. Juli, jeweils um 20 Uhr läuft „Jojo Rabbit“ (USA/D/Tschechien 2019) – Regie und Buch: Taika Waititi. Kamera: Mihai Malaimare Jr. mit Roman Griffin Davis, Waititi, Sam Rockwell, Scarlett Johansson. Der Film erhielt den Publikumspreis des Filmfestivals von Toronto 2019, hatte sechs Nominierungen (darunter Beste Regie) bei der Oscarverleihung und erhielt den Oscar für das beste adaptierte Drehbuch 2020.
Der kleine Jojo, ein kleiner, verwirrter 10-jähriger Junge, ist ein überzeugter Nazi, der in der liebevollen Obhut seiner Mutter Rosie (Scarlett Johansson) aufwächst. Er kann es gar nicht erwarten, Mitglied der Partei zu werden. Und er hat sogar einen besten Freund: Adolf Hitler persönlich. Wenn Jojo mit seiner Mutter (Scarlett Johansson) am Familientisch sitzt, ist Hitler auch mit dabei! So lustig ist der deutsche Diktator im Kino noch nie gewesen und das hat folgenden Grund: Es gibt ihn gar nicht – oder genauer, es gibt ihn nur im Kopf von Jojo Betzler (hervorragend gespielt von Roman Griffin Davies) in irgendeiner namenlosen Stadt im Deutschen Reich in den letzten Monaten des »Dritten Reichs« lebend, der einfach nur dazugehören will.
Imaginäre Freunde stehen Kindern oft in harten Zeiten bei: Sie helfen ihnen, sich einen Reim auf eine unverständliche Welt zu machen. So hat Jojo oft niemand anders, der mit ihm redet, als diesen Fantasie-Hitler. Angeleitet und angefeuert von dem imaginären väterlichen Freund will er bei der Hitlerjugend beweisen, dass auch er ein ganz harter Junge ist, scheitert aber schon an der Forderung, einen kleinen Hasen zu töten, was ihm den höhnischen Spitznamen „Jojo Rabbit“ einbringt.
Fazit: Güte und Menschlichkeit als Waffen gegen das Übel des Nationalismus, das ist allemal eine Botschaft des Films, die über ein knappes Jahrhundert hinweg noch immer erschreckend zeitgemäß ist. Natürlich werden das Germanentum, der Totalitarismus, der Rassismus und damit auch der imaginäre Adolf im Lauf der Komödie entzaubert, sie zeigen ihr wahres, eifersüchtiges, todbringendes Gesicht. „Es wird offensichtlich, dass es sich bei „Jojo Rabbit“ um große Kinokunst handelt.“(Hannes Stein, DIE WELT) Die Farben sind kreischbunt, die Nazis laufen als Karikaturen in kackbraunen Uniformen herum. Und der von Regisseur Waititi gespielte hüpfende – im Übrigen natürlich vollkommen blödsinnige – Über-Hitler ist mindestens so lustig wie der keifende, hustende Diktator, den einst Charlie Chaplin mit dem großen Diktator der Welt vermacht hat.
Kindheit eines Philosophen.
„Lenin kam nur bis Lüdenscheid“ ist eines der ersten Bücher von Richard David Precht, das die Kindheit des inzwischen sehr bekannten Philosophen („Wer bin ich und wenn ja wieviele“) behandelt. Die Verfilmung des Buches, eine Doku mit den humorvollen und wehmütigen Kindheitserinnerungen des Autors Richard David Precht, zeigt die Kinowerkstatt St. Ingbert am Sonntag und Montag, jeweils um 20 Uhr: Geboren in einer Zeit, die von politischen Umwälzungen in Deutschland und der ganzen Welt geprägt ist, erinnert sich Richard David Precht an den sozialistischen Kosmos seiner Kindheit: Seine Solinger Familie erschafft ein kleines linkes Universum inmitten kapitalistischen Feindeslandes. Vater Precht liest Marx und Engels, während Sohn Richard diese Rauschebärte mit Tiervater Brehm verwechselt. Der Junge entwickelt eine ganz eigene Weltsicht, in der etwa die DDR ein riesiger und paradiesischer, durch eine hohe Mauer geschützter Zoo ist. Mutter Precht trennt scharf zwischen Gut und Böse, Sozialismus und Kapitalismus: So ist Coca-Cola zu Hause ebenso verpönt wie Raumschiff Enterprise. Richard und seine Geschwister, von denen zwei aus Vietnam adoptiert wurden, dürfen aber Asterix lesen, weil das französisch, also irgendwie subversiv ist und die Römer die Besatzer sind, also ähnlich wie die Amerikaner.
„Im 40. Jubiläumsjahr der 68er rückt der kindliche, unverklärte Blick des Kindes die Bewegung der 68er in ein neues, ebenso unterhaltsames wie erhellendes Licht. Der Film ist eine liebevolle Auseinandersetzung mit der Wucht ideologischer Erziehung, die zwar fortschrittlich daherkam, aber ein Kind nicht wirklich auf die Zukunft vorbereitete. Mit ironischem und selbstironischem Blick zeichnen der Autor Richard David Precht und der Kölner Dokumentarfilmregisseur André Schäfer eine Kindheit in der westdeutschen Provinz nach und bringen die großen Ereignisse jener Jahre in ganz andere, kleinere und sehr private Zusammenhänge.“ (Der Regisseur)