Integration von Demenzkranken in die Gesellschaft: Autor und Regisseur David Sieveking spricht über seine Erfahrungen mit Demenz in der Familie
Ganz im Zeichen des Themas Demenz stand ein Abend am Kreiskrankenhaus in St. Ingbert. Geschäftsführer Peter Zwirner und Chefärztin Elke Gries vom Zentrum für Altersmedizin begrüßten den in Berlin lebenden Autor und Regisseur David Sieveking zu einem Vortrag über seine Erfahrungen mit Demenz in der Familie. Sieveking berichtete von seiner Mutter, die an Demenz erkrankt war und stellte sein Buch und seinen Film ‚VERGISS MEIN NICHT – Wie meine Mutter ihr Gedächtnis verlor und ich meine Eltern neu entdeckte“ vor.
Demenz geht uns alle an
Die gemeinsame Veranstaltung des Krankenhauses und des Demenzdienstes der Malteser St. Ingbert stand unter dem Motto „Demenz geht uns alle an“ und betonte die Notwendigkeit, Demenzkranke in die Gesellschaft zu integrieren und ihnen ein würdevolles Leben zu ermöglichen. „Demenzkranke benötigen einen kreativen Umgang und lassen sich nicht in Strukturen pressen“ betonte die Chefärztin Elke Gries. Wichtig sei es daher, die Bedürfnisse der Erkrankten zu verstehen und für die Patienten und Angehörigen frühzeitig Hilfs- und Unterstützungsangebote sichtbar zu machen.
Lesung mit Filmausschnitten
Mut machen – darum geht es dem Autor David Sieveking, der seine Erfahrungen mit der Demenzerkrankung seiner Mutter in dem Buch „VERGISS MEIN NICHT- Wie meine Mutter ihr Gedächtnis verlor und ich meine Eltern neu entdeckte“ schildert. Hieraus entstand der gleichnamige Film, der den Alltag von Sievekings Mutter, seinem Vater und ihm selbst in der Betreuungsverantwortung dokumentiert. Der Film ist eine teilnehmende Beobachtung – die Filmcrew lebte mit der Familie im gleichen Haus-halt – und zeigt Alltagsszenen der Entwicklung der Erkrankung seiner Mutter und dem Umgang damit. Szenen zum Nachdenken, manchmal auch zum Lachen, aber auch belastende und traurige Erlebnisse. Für Sieveking hierbei ganz wichtig: „Meine Mutter hat sich trotz ihrer Demenzerkrankung ihren Humor bewahrt. Im Buch und Film gibt es daher auch amüsante Szenen, über die auch gelacht werden dürfe“, berichtete der Autor.
Mut machend und beeindruckend auch das Fazit seines Vaters nach dem Tod seiner Frau: „Ich bin der Demenz meiner Frau dankbar. Dankbar dafür, dass wir unsere Liebe neu entdeckt haben“.
Foto: Florian Strobel-Wimmer, Kreiskrankenhaus St. Ingbert
Im Anschluss der Veranstaltung fand eine angeregte Diskussion mit über 30 Zuhörern und betroffenen Angehörigen statt, die deutlich machte, wie notwendig es ist, das Thema Demenz weiter zu endtabuisieren. Für Elke Gries hierbei ganz wichtig: „Lassen Sie die Erkrankten nicht alleine zu Hause. Sorgen Sie mit dafür, dass ihre Gesellschaftliche Teilhabe auch weiterhin möglich ist.“
Wie das praktisch gelingen kann, hatte das Krankenhaus nachmittags im Park mit
einer öffentlichen „Vergissmeinnicht-Pflanzaktion“ gezeigt, an der auch mehrere Patientinnen und Patienten aktiv teilnahmen. Die Vergissmeinnichtblume steht hierbei symbolisch für das Thema Demenz, für Liebe, Treue und Zusammengehörigkeit – und hier schließt sich der Kreis – die Vergissmeinnichtblume ist auch die Lieblingspflanze der Mutter von David Sieveking. Beide Veranstaltungen fanden im Rahmen der Aktivitäten des Gerontopsychiatrischen Netzwerkes Demenz im Saarpfalz-Kreis statt. Unterstützt wurde das Kreiskrankenhaus dabei vom Verein „Völklinger Initiative Aktives Leben e.V.“, der sich schwerpunktmäßig mit der sozialen und beruflichen Wiedereingliederung seelisch behinderter Menschen befasst. Im Laufe des Jahres werden weitere Veranstaltungen folgen – u.a. ein Memory-Walk in St. Ingbert im September.