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Herges setzt auf kulturelle Vielfalt

Internationalität als Firmenstrategie: Herges setzt auf kulturelle Vielfalt bei den Mitarbeitern und auf eine hohe Ausbildungsquote

(Foto: Herges)

Rund 60 Beschäftigte aus zwölf Nationen machen die Saarländer Herges Stahl- und Blechbau GmbH zu einem wahren Multi-Kulti-Betrieb. Das führt keineswegs zu einem babylonischen Wirrwarr, sondern stärkt das Unternehmen für die demografischen Herausforderungen.
Sankt Ingbert. Wolfgang Herges kennt seine Leute. Er weiß, wo sie herkommen und wie es da aussieht. Nun ja, denkt man, für den Geschäftsführer einer Stahlbaufirma mit 60 Beschäftigen aus dem beschaulichen Sankt Ingbert, im kleinen Saarland, ist das ja keine besondere Herausforderung. Interessant wird es jedoch, wenn man erfährt, dass die Mitarbeiter aus 12 Nationen und von drei Kontinenten stammen. Ganz zur Freude des Geschäftsführers: „Erdkunde, oder besser gesagt Länderkunde“, erklärt Herges, „sind mein Hobby und gehören gleichzeitig zu meinem Beruf. Und jeder neue Mitarbeiter aus einem fremden Land ist für mich ein Stück Weiterbildung.“

Da informiert er sich dann am Schreibtisch, liest Bücher, schaut Filme oder spricht ganz einfach mit dem jeweiligen Mitarbeiter über sein Heimatland. Ein Metallbauer aus Kasachstan beispielsweise erzählt ihm dann eindrucksvoll über die unendlichen Weiten dieses riesigen Landes. Ein anderer, ein Schweißer aus Angola, berichtet über die Schönheit der einstigen Kornkammer Afrikas, aber auch über die Folgen des langen Bürgerkriegs und die Landminen, die ganze Regionen unbewohnbar gemacht haben. Herges weiß, wie der Mann über Kinshasa, die Hauptstadt der Demokratischen Republik Kongo, nach Deutschland gekommen ist, und wie es seiner Familie geht. „Der Austausch ist nicht nur spannend“, sagt der Saarländer, „sondern schweißt uns im wahrsten Sinne des Wortes im Betrieb auch zusammen.“

Mit Nationalitätenvielfalt die demografische Herausforderung annehmen
Diese Nationenvielfalt hat aber auch noch einen ganz profanen Grund. Sie helfe dabei, sagt Wolfgang Herges, der zusammen mit seinem Bruder Manfred das Unternehmen führt, „dass wir für die demografische Herausforderung, die das Saarland stärker trifft als die meisten anderen Bundesländer, gewappnet sind“. Außerdem gingen die Produkte der Herges Stahl- und Blechbau GmbH in die ganze Welt, da sei es doch nur konsequent wenn auch die Mitarbeiter von überall herkämen. „Ob Angola oder Russland, Marokko oder aus der Türkei ist für uns sekundär“, betont der Geschäftsführer, „die Menschen müssen gerne und gut arbeiten, offen für einen kameradschaftlichen Umgang unter Kollegen sein und sie sollten deutsch sprechen können. Ohne letzteres geht es nun mal nicht.“ Für einen Betrieb, der als Industriezulieferer für geschweißte Stahl- und Blechkonstruktionen fast ausschließlich als Einzelfertiger tätig ist, sei die Kommunikation „eine Grundvoraussetzung für eine sinnvolle und produktive Zusammenarbeit“. Doch das sei eigentlich kein Problem, da habe er nämlich die Erfahrung gemacht, „dass die Leute in der Regel schneller Deutsch lernen als man anfänglich glaubt“.

Hohe Ausbildungsquote als soziale Verpflichtung sehen
Ein weiterer Bereich, mit dem sich Herges der demografischen Herausforderung stellt, ist die betriebliche Ausbildung. Seit Jahren liegt die Ausbildungsquote bei rund 20 Prozent, mit aktuell 14 Auszubildenden sogar deutlich darüber. Das ist im Vergleich zum Branchendurchschnitt extrem hoch. „Wir sahen in der Ausbildung junger Menschen von jeher eine Investition in die Zukunft unseres Unternehmens und auch in die Zukunft unseres Landes“, sagt Herges. Indem der Betrieb deutlich über Bedarf ausbildet, bleiben die Besten im Unternehmen und die anderen verfügen über eine Berufsausbildung, mit der sie sich auf dem Arbeitsmarkt bewerben können. „Dass dabei auch junge Leute eine Chance bekommen, die in der Großindustrie keine solche Möglichkeit erhalten, darin sehen wir auch eine soziale Verpflichtung“, so Wolfgang Herges.

Ausgebildet werden im Unternehmen vor allem Metallbauer, teilweise mit der Zusatzqualifikation zum Schweißer. Da brauche man keine theoretischen Asse, meint der Firmenchef, sondern vor allem „gute und solide Praktiker“. Auch sei ihm völlig egal, welche Hautfarbe oder Nationalität ein Lehrling habe. „Ich versuche die auszuwählen, die zu uns passen, unabhängig woher sie kommen.“ Das herauszufinden sei jedoch nicht immer ganz einfach, räumt er ein. Die Herges GmbH könne halt nicht wie andere, vor allem größere Unternehmen, umfangreiche Eignungstest einsetzen. Er würde viele Gespräche führen und sich auf seine Menschenkenntnisse verlassen – und das funktioniere in der Regel gut. Sein Leitmotto dabei: Jedem eine Chance geben, vielleicht auch eine zweite, und möglichst keinen hinten runterfallen lassen. Damit die jungen Menschen sich schnell ins Unternehmen eingliedern können, würden sie frühzeitig einem Facharbeiter zugeordnet und mit dem dann auch schon mal auf Montage gehen. Auch das schweiße zusammen.

Diese Offenheit gegenüber Menschen aus anderen Ländern und Kulturen hat im Unternehmen eine lange Tradition. „Unsere Eltern haben uns das stets vorgelebt“, erklärt Herges. So hatte bereits vor mehr als 40 Jahren der Vater der heutigen Geschäftsführer italienische Gastarbeiter, fast ausschließlich Sizilianer, in großer Zahl eingestellt. „Anfangs haben sie noch mit uns im gleichen Haus gelebt“, erinnert sich Sohn Wolfgang. Später kamen dann Türken, Osteuropäer und andere Nationalitäten. Aufgrund der Grenznähe gehörten natürlich stets auch französische Mitarbeiter dazu. „Das ändert sich leider“, sagt Herges, „da selbst die jungen Franzosen im Grenzgebiet kein Deutsch mehr lernen. Ohne die Sprachkenntnisse jedoch kann ich sie nicht einstellen – schade.“

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