Wie sich am Beispiel des im Bau befindlichen Hauses der Erich Ferdinand Bläse-Stiftung für Wohlfahrtspflege in der Kaiserstraße zeigt, ist die Nachfrage nach seniorengerechtem und barrierefreien Wohnraum in St. Ingbert überaus groß. Oberbürgermeister Hans Wagner informiert daher über ein weiteres großes Stiftungsprojekt, das nun in den Startlöchern steht: Die Kirchenstiftung St. Michael / St. Pirmin, die sich in der Verwaltung der Pfarrgemeinde Heiliger Ingobertus befindet, verkaufte am vergangenen Montag der bei der Stadtverwaltung angesiedelten Günter-Dörr-Stiftung ihre ehemalige Kindertagesstätte St. Michael im Wohngebiet Mühlwald. Das Gebäude, das bereits seit einigen Jahren im Dornröschenschlaf liegt, wird nun ebenfalls für seniorengerechtes Wohnen umgebaut. Der Oberbürgermeister, selbst Vorsitzender des Stiftungsvorstandes, rechnet mit einer Planungs- und Bauzeit von 12 bis 18 Monaten.
Die Entwurfspläne für das gemeinnützige Umnutzungsprojekt stammen aus der Feder des renommierten St. Ingberter Architekten Jürgen de Giuli. Für das ehrgeizige Vorhaben entschied sich der Vorstand, in dem neben dem OB auch vier Mitglieder des Stadtrates sowie ein Vertreter der Lokalredaktion der Saarbrücker Zeitung vertreten sind, einstimmig. Die Günter-Dörr-Stiftung verfolgt ausschließlich und unmittelbar gemeinnützige Zwecke zur Förderung der Integration von jungen Menschen in ein verantwortungsbewusstes und soziales Leben. Zu dieser Zweckerfüllung bedarf sie jedoch ausreichender Erträge, die zu den derzeitigen Niedrigzinskonditionen am Geldmarkt kaum noch zu erzielen sind. „Deshalb haben wir uns entschieden, eine größere und ungenutzte Gebrauchtimmobilie zu erwerben und diese seniorengerecht und barrierefrei umgebaut an ältere Menschen zu vermieten. Wir wollen jedoch zudem Neuland betreten und zumindest ein bis zwei Wohnungen an junge Menschen, beispielsweise an Studenten vermieten“, so Hans Wagner.
„Die Studenten erhalten günstigen Wohnraum und verpflichten sich, ihre älteren Mitbewohner bei der Bewältigung des Alltags zu helfen“. Nach dem Willen des Stifters Günter Dörr sollen junge, sozial benachteiligte Menschen durch eigene Entscheidungen zu einem verantwortungsvollen Umgang
mit Geld finden und die Not anderer Menschen in aller Welt in Erinnerung bringen. Gleichzeitig sollen sie erfahren, dass praktizierte Solidarität mit hilfsbedürftigen Menschen Freude bereiten und eine bleibende immaterielle Bereicherung sein kann. Genau wie bei der ebenfalls von der Stadt betrauten Bläse-Stiftung für Wohlfahrtspflege werden auch bei diesem Projekt sowohl die
Vermögensverwendung als auch die Art der Ertragserwirtschaftung unmittelbar mit dem Stiftungsgedanken sowie dem Willen des 2009 verstorbenen Stifters verknüpft. Das Wohnprojekt verzahnt den satzungsgemäßen Zweck sowie den Ertrag der Stiftung, Investition und Ertragsgewinnung sind so im Bereich der kommunalen Stiftung optimal an die geforderte Gemeinnützigkeit angepasst.