Groß war der Zustrom der Besucher, als Oskar Kröher auf Einladung des St. Ingberter Literaturforums (ILF) zu einer musikalisch umrahmten Lesung aus seinem aktuellen Buch „Fahrendes Sänger“ in der Stadtbücherei auftrat. Der Achtundachtzigjährige tat dies ohne seinen im Februar verstorbenen Zwillingsbruder Heinrich, mit dem er über fünf Jahrzehnte hinweg das überaus erfolgreiche Volkssängerduo „Hein und Oss“ bildete.
Eine Vielzahl von Tonträgern und Publikationen belegen ebenso wie Auftritte in der ganzen Welt das Wirken der Folksänger und Liedermacher für das Arbeiterlied und das demokratisch inspirierte Volks- und Freiheitslied – in scharfer Abgrenzung zur Deutschtümelei der Hitlerzeit und zum Populärkitsch der Adenauerepoche. Oskar Kröher wurde aber auch als Liedersammler, der sich leidenschaftlich für die Erhaltung des musikalischen Erbes unsers europäischen Kontinents einsetzte, und Autor nicht nur autobiografischer Bücher erfolgreich und war als solcher bereits mehrfach gern gesehener Gast in St. Ingbert. Für sein vielfältiges Engagement hat er zahlreiche Auszeichnungen erhalten, unter anderem das Bundesverdienstkreuz Erster Klasse im Jahr 2000.
Der Not und Zerstörung versucht Oskar Kröher gemeinsam mit seinem Zwillingsbruder Hein und anderen Gleichgesinnten in der Natur zu entkommen, was er in seinen Texten lebendig, klar und präzise dokumentiert. Mit improvisierter Zeltausrüstung zogen sie gemeinsam durchs Land und träumten am Lagerfeuer von Freiheit und Ferne. Eine Kajakreise auf der Donau etwa führte zur sensibel beschriebenen Begegnung mit wilden Schwänen, auf die die Titelseite des Buches bereits hinweist.
Gerade die Musik half dem jungen Mann, den Verlust seiner jugendlichen Ideale zu verarbeiten. Die Entdeckung des internationalen Liedguts seiner Zeit öffnet ihm Türen zu fremden Kulturen und brachte dem Duo, das 1964 durch das Waldeckfestival weithin anerkannt und berühmt wurde, auch eine Einladung in die DDR ein. Mit viel Humor schildert der Grandseigneur seine übermütige Karikierung des damaligen Staatsratsvorsitzenden Walter Ulbricht, eine Provokation, die harmlos endete.
Mehr Sorgen hatten die Zwillinge und hochangesehenen Interpreten allerdings bei einer Frankreichtournee auf Einladung des Goetheinstituts, als sie befürchten mussten, wegen hundert unverzollter Langspielplatten von den Zöllnern verhaftet zu werden. Ein laut intonierter französischer Schlager rettete seinerzeit die Situation. Auch die gespannt lauschenden Zuhörer konnten diesen Geistesblitz miterleben. Denn der vitale Autor hatte seine Gitarre zur Lesung mitgebracht und erfreute das ihm bewegt folgende Publikum mit der Darbietung einiger Lieder.
Zum Abschluss der Veranstaltung dankte Jürgen Bost, Sprecher des ILF, dem eloquenten Gast für seine Ausführungen und stimmsicher interpretierten Kostproben aus seinem überreichen Repertoire. Als weitere Veranstaltung kündigte er für den 1. Juni 2016 einen ostfriesischen Krimiabend mit dem Bestsellerautor Klaus-Peter Wolf und der Sängerin Bettina Göschl an. Mit zehn Millionen Gesamtauflage und dem Verfassen überaus gelungener Tatort-Folgen rangiert er in der ersten Liga des Krimigenres. An diesem Abend wird ein Unkostenbeitrag von 5 Euro erheben werden. Der Autor stellt sein aktuelles Buch „Ostfriesenschwur“ vor – ihr mitttlerweile zehnter Fall führt die Ermittlerin Ann Kathrin Klaasen hierin auf die beiden ostfriesischen Inseln Wangerooge und Langeoog – und Bettina Göschl interpretiert ihre populären Krimilieder. (PM: Literaturforum)