„Zöliakie und Gluten – neue Therapieansätze bei Weizenunverträglichkeit“
Referent: Dr. Gregor Fuhrmann,
Helmholtz Institut für Pharmazeutische Forschung Saarland (HIPS),
Universität des Saarlandes
Nahrungsmittelunverträglichkeiten, von vielen als „Einbildung“ abgetan, belasten insgesamt viele Menschen sehr. Dazu zählen Unverträglichkeiten gegen Fructose, Lactose, Histamin aber insbesondere auch die Gluten-Unverträglichkeit (Zöliakie). Zöliakie ist eine schwerwiegende Erkrankung des Dünndarms, die durch die Aufnahme von Getreideproteinen (dem sogenannte Gluten) aus Weizen, Gerste und Roggen hervorgerufen wird. In Deutschland und weltweit leidet immerhin 1-2% der Bevölkerung an dieser Erkrankung. Betroffene, die Gluten haltige Produkte zu sich nehmen, klagen über Verdauungsbeschwerden, schwere Durchfälle und Bauchschmerzen. Es können aber auch Osteoporose, Depression oder Darmkrebs auftreten. Als derzeit einzige verfügbare Therapie für Zöliakie gilt die strikte und lebenslange Gluten freie Ernährung. Allerdings ist eine solche Diät schwer einzuhalten, da Gluten in der westlichen Ernährung allgegenwärtig ist (z.B. als Zusatzstoff in der Lebensmittelindustrie). Daher sind Behandlungsmöglichkeiten, die den Betroffenen eine gelegentliche Aufnahme kleiner Mengen Gluten erlauben, wünschenswert. Im Vortrag werden die vielversprechendsten explorativen Therapieansätze vorgestellt. Dabei liegt der Fokus auf der Verwendung von oralen Enzymen, die im Magen-Darmtrakt das in der Nahrung enthaltene Gluten spalten und somit für die Patienten ungefährlich machen sollen.
Zum Referenten:
Gregor Fuhrmann hat in Berlin Pharmazie studiert und 2007 mit dem Staatsexamen abgeschlossen.
Anschließend arbeitete er an der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) Zürich in der Abteilung Drug Formulation & Delivery unter der Leitung von Prof. Jean-Christophe Leroux. In seiner Doktorarbeit beschäftigte er sich mit der Untersuchung von oral angewandten Enzymen als möglicher therapeutischer Ansatz für Zöliakie. Seine Promotion schloss er 2012 mit der Dissertationsarbeit ab, für die er die ETH Medaille und den Rottendorf Europapreis für herausragende pharmazeutische Forschung erhielt.
Daran schloss sich ein Forschungsaufenthalt am Department of Materials und Department of Bioengineering am Imperial College in London an, wo er von 2013 bis 2016 in der Gruppe von Prof. Molly M. Stevens arbeitete. Dafür erhielt er sowohl ein Marie-Curie Intra-European Fellowship von der Europäischen Union, als auch ein Postdoc-Stipendium vom Deutschen Akademischen Austauschdienst DAAD.
Ende 2015 bewarb er sich erfolgreich für das Nachwuchsprogramm „NanoMatFutur“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung und ist seit Dezember 2016 Leiter der Nachwuchsgruppe „Biogene Nanotherapeutika“ (BION) am Helmholtz- Institut für Pharmazeutische Forschung Saarland (HIPS), das an der Universität angesiedelt ist. Seine Forschung beschäftigt sich vor allem mit der Entwicklung neuer Wirkstoffsysteme und Diagnosemethoden für die Behandlung von Autoimmunerkrankungen und resistenten bakteriellen Infektionen.
Für seine innovative Arbeit auf dem Gebiet der Pharmazeutischen Technologie erhielt er im August 2017 den angesehenen Technologiepreis der Galenus Privatstiftung.