In St. Ingbert gibt es gleich zwei Bläse-Stiftungen. Etwas verwirrend, aber durchaus nachvollziehbar. Die eine fördert im sozialen Bereich, die andere unterstützt Forschung und Wissenschaft. Letztere hat im vergangenen Jahr ein Deutschlandstipendium für einen St. Ingberter Pharmazie-Studenten gesponsert.
Erich Ferdinand Bläse war in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts ein äußerst erfolgreicher Geschäftsmann in Berlin, Wiesbaden und Saarbrücken. Geboren wurde er 1913 in St. Ingbert. Mit seiner Geburtsstadt war er bis zu seinem Tod tief verbunden. Seine Familie war in St. Ingbert bekannt. Sie betrieb seit 1881 ein Einzelhandelsgeschäft. Sohn Erich übernahm 1953 die Leitung des Geschäfts, bis dieses Anfang der 1960er Jahre schloss. Die steile Karriereleiter, die Erich Ferdinand Bläse dann in unterschiedlichen Geschäftsbereichen deutschlandweit emporstieg, kommt St. Ingbert noch heute zu Gute. Im Jahre 1990 errichtete er in Darmstadt die Erich F. Bläse-Stiftung für Forschung und Wissenschaft. Sie wurde vom Gründer selbst jahrelang bewirtschaftet und dann auf die Stadt umgeschrieben, wie es der Stifter auch verfügt hatte. Eine zweite Stiftung von ihm, die Erich Ferdinand Bläse-Stiftung für Wohlfahrtspflege, fördert Projekte im Bereich der Altenhilfe und Wohlfahrtspflege. So unter anderem das Bläse-Haus in der Kaiserstraße. Die Stiftungen heißen ähnlich, rechtlich gesehen sind es aber zwei komplett voneinander getrennte eigenständige private Stiftungen. Nur eben vom gleichen Stifter. Daher kommt es häufig zu Verwechslungen.
Die Stadtverwaltung ist in beide Stiftungen engmaschig eingebunden, obwohl es sich um private und keine kommunalen Stiftungen handelt. Gemäß der Satzung ist jedoch der jeweilige Oberbürgermeister Vorsitzender des Stiftungsvorstandes. Auch die Zuhilfenahme der Verwaltung bei der Erledigung der Organtätigkeiten ist in den Satzungen festgelegt. Aus diesem Grund gibt es bei der Stadt auch eine Stelle, die mit den jeweiligen Aufgabenstellungen betraut ist. Natürlich gegen Kostenerstattung soweit es über die üblichen Organtätigkeiten hinausgeht.
Ziel: Forschung zum Nutzen der Gesellschaft
Die Erich F. Bläse-Stiftung für Forschung und Wissenschaft hat im vergangenen Jahr u.a. ein Deutschlandstipendium für das Wintersemester 2020/21 und das Sommersemester 2021 gesponsert. Hierfür zahlt die Stiftung einen Betrag in Höhe von 1.800 € an die Studienstiftung Saar. Diese stockt nochmal denselben Betrag auf, so dass das Stipendium in Summe 3.600 € beträgt. Der Stiftungsvorstand beschließt über die konkrete Verteilung der Zuschüsse; dies geschieht in enger Zusammen mit dem Stiftungsrat, der die Zweckerfüllung durch die Genehmigung des Wirtschaftsplanes absegnet. Der Vorstand bat darum, dass das Stipendium an einen St. Ingberter gehe. Ausgewählt wurde Moritz Reif, Student der Pharmazie, aus Hassel. Auf die Frage, warum er gerade Pharmazie studiert, hat Moritz Reif eine nachvollziehbare Antwort: „Ich habe ein grundlegendes Interesse an naturwissenschaftlichen Fächern und auch im familiären Hintergrund spielte das Gesundheitswesen immer eine Rolle. Zudem würde ich gerne an etwas forschen, das der Gesellschaft von Nutzen ist und im Idealfall Menschen helfen kann.“
Der junge Hasseler ist ein lebensfroher Mensch und aktives Mitglied im TC Viktoria St. Ingbert und im Hasseler Karnevalclub. Sein Abitur hat Moritz Reif 2017 erfolgreich am Leibniz-Gymnasium in St. Ingbert abgelegt. Auch im Studium engagiert er sich ehrenamtlich: Bei der Studienstiftung Saar ist er als Mentor für Studieninteressierte oder neue Studierende eingetragen. Zudem ist der Student stellvertretender Vorsitzender des Fachschaftsrates Pharmazie.
Der Vorstandsvorsitzende und Oberbürgermeister Prof. Dr. Ulli Meyer: „Ich freue mich besonders, dass wir mit dem Stipendium einen Studenten aus St. Ingbert unterstützen. Die Corona-Pandemie zeigt uns: Forschung, Wissenschaft und Gesundheitswesen werden mehr denn je gebraucht. Wir müssen in junge Menschen investieren, denn die Jungforscher werden unsere Probleme in der Zukunft lösen müssen.“
2021: Unterstützung für Jugend forscht, Schülerforschungszentrum und weiteres Stipendium
Was ihm das Stipendium bedeutet? Auch da eine klare Antwort: „Das Stipendium gibt mir mehr finanzielle Freiheit, wodurch es mir leichter fällt mich auf mein Studium zu konzentrieren.“ Dankbar sei er, denn die Förderung wissenschaftlichen Nachwuchses sei nicht selbstverständlich und daher umso erfreulicher. Ziel ist jetzt erst einmal das 2. Staatsexamen. Bei einem Kennenlerntreffen im Rathaus mit Oberbürgermeister und Vorstandsvorsitzenden der Stiftung Dr. Ulli Meyer, Andrea Kihm, im Rathaus zuständig für Beteiligungen und Stiftungen und auch Geschäftsführerin der Stiftung, dem Vorsitzenden des Stiftungsrates Rainer Hoffmann und dem stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden Heinz Dabrock, freuten sich die Beteiligten über die sinnvolle Förderung. Auch dieses Jahr wird die Erich F. Bläse-Stiftung für Forschung und Wissenschaft ganz im Sinne des Stifters agieren: „Neben der erneuten Bezuschussung eines Deutschlandstipendiums der Studienstiftung Saar wird die Schulaktion „Jugend forscht“ wieder mit drei Preisen zu je 150 Euro unterstützt. Außerdem erhält das neue Schülerforschungszentrum eine einmalige Summe von 30.000 Euro zu Ausstattung ihrer Labore“, so Andrea Kihm.
Übrigens: Erich Ferdinand Bläse verstarb nach längerer Krankheit im Jahre 2010. Seine letzte Ruhestätte fand er auf dem Waldfriedhof in St. Ingbert.
Weitere Infos unter www.blaese-stiftung.de.