Wer samstagnachmittags durch die St. Ingberter Fußgängerzone geht merkt schnell, dass zum Shoppen die falsche Zeit ist: einheitliche Öffnungszeiten ist nur eine der Forderungen vieler Bürger an die Gewerbetreibenden in der Innenstadt. Um sich diesem und anderen Zielen anzunähern fand nun eine Informationsveranstaltung im Sitzungssaal des Rathauses statt.
Angela Nisch aus der 22.000 Einwohner Stadt Nagold stand Rede und Antwort zu Problemen, die ihre Heimatstadt von 20 Jahren ebenfalls plagten: Leerstände in der Innenstadt, fehlende Attraktivität und uneinheitliche Öffnungszeiten, um nur einige zu nennen. Die ehemalige City-Managerin verhalf der Stadt zusammen mit Verwaltung, Gewerbetreibenden und ehrenamtlichen Bürgern zu neuer Blüte. Dass dieser Spagat nicht einfach werden wird war jedem klar. Die Ladenbetreiber mussten sich auf ein gemeinsames Auftreten einigen und Geld in die Hand nehmen, um das „City Commitment“ zu unterstützen.
Heute gibt es in Nagold über 50 Teilnehmer dieses Leitfadens. Gemeinsame Aktionen, ein professionelles Stadtmagazin und ein kompletter Umbau der Innenstadt verhalfen Baden-Württembergischen Gemeinde zu einer regelrechten Renaissance.
Helmut Raaf, ehemaliger Vorsitzender des Nagolder Cityvereins, hielt St. Ingbert einen ehrlichen, aber düsteren Spiegel vor, sah aber gute Chancen für unsere Stadt. Viele Innenstädte seien bereits kaputt, weil sie sich nicht den neuen Gegebenheiten angepasst haben. Das Internet dominiert die Handelswelt und beeinflusst den Einzelhandel. Dieser kann nur bestehen, wenn der Kunde einen Vorteil vom Einkauf in der Innenstadt hat.
Der St. Ingberter Verein Handel und Gewerbe möchte dieses Erfolgskonzept übernehmen und eine engere Zusammenarbeit zwischen Verwaltung, Gewerbetreibenden und Handel & Gewerbe erreichen. Aber auch Objektbesitzer sind dazu aufgerufen, innovativen Startups Chancen zu geben, statt an den Meistbietenden zu vermieten. Die Immobilienpreise sind leider oft ein Hindernis für die Vielfalt der Läden.
Um eine gemeinsame Vereinbarung umzusetzen sind Gelder nötig, für die Alexander Eich von Handel & Gewerbe warb. Ein City Manager muss als Vollzeitkraft für die Umsetzung verantwortlich sein, Händler müssen für eine einheitliche Außendarstellung unterstützt werden, ein gemeinsamer Internetauftritt muss geschaffen werden, um Kunden anzulocken. Jürgen Berthold, Stadtratsmitglied der Grünen, stimmte den Forderungen nach einem City Commitment zu, stellte aber klar, dass aktuell keine Haushaltsmittel zur Verfügung stünden. Man werde das aber stadtratsintern noch besprechen, als Eich die mögliche Neuberechnung von Fixausgaben ansprach, die seiner Meinung nach einer Überprüfung bedürfen.