Mit einer ebenso anrührenden wie begeisternden Vorstellung seines Erfolgsromans „Der Buchspazierer“ eroberte Carsten Henn die Herzen seiner saarländischen Zuhörer. Diese waren in großer Zahl in den Innenhof der ehemaligen Justizvollzugsanstalt gekommen, um den aus Köln angereisten Bestsellerautor Carsten Henn zu erleben, der im Rahmen des Kultursommers in der JVA auf Einladung des St. Ingberter Literaturforums (ILF) in Zusammenarbeit mit der Stadtbücherei und der Abteilung Kultur in der Mittelstadt zu Gast sein konnte.
Immer wieder war das persönliche Verhältnis des Autors zu seinem Buch spürbar. So galt sein besonderer Dank an diesem Abend „allen Buchhändlerinnen und Buchhändlern, die uns selbst in Krisen mit einem ganz besonderen Lebensmittel versorgen“. Für seinen Hauptakteur Carl Kollhoff, den „Buchspazierer“, sind die Titel, die er seinen Kunden noch persönlich und – mit braunem Packpapier und Kordel umwickelt- sorgfältig verpackt ausliefert, tatsächlich besondere Wertgegenstände, „wertvolle Worte, gut geschützt.“
Mit seiner ausgefeilten Sprechkunst – Carsten Henn war neben seinen vielfältigen Tätigkeiten als freier Autor, Restaurantkritiker und Weinjournalist schließlich auch als Radiomoderator tätig – erweckte er die Klientel seines Protagonisten vom kecken jungen Mädchen über den philosophischen Junggestellen und die ängstlich nach Fehlern suchende Frau bis hin zum abgeklärten Greis eindrucksvoll zum Leben.
Ort der Handlung ist eine Stadt, „es könnte auch St. Ingbert sein“, in deren Bewohnern Kollhoff immer wieder die Entsprechungen literarischer Figuren entdeckt. Als der aus einer längst untergegangenen Epoche zu stammen scheinende Auslieferer überraschend seine Anstellung verliert, bedarf es der Macht der Bücher („es sind ganz wunderbare Geschenke“) und eines neunjährigen Mädchens, damit sie alle, auch er selbst, den Mut finden, aufeinander zuzugehen.
In dem von ILF-Sprecher Jürgen Bost moderierten Publikumsgespräch wusste der Autor noch viel vom Hintergrund des Werks und seinem Gestaltungsprozess zu berichten. Auch weitere Aspekte seines literarischen und journalistischen Schaffens kamen dabei zum Tragen. Das Auditorium dankte Carsten Henn, der am folgenden Tag noch die Stadt St. Ingbert näher kennenlernen wollte, mit einem lang anhaltenden Schlussapplaus.
Jürgen Bost betonte in seinem Schlusswort, dass diese überaus gelungene Lesung gut in das Jubiläumsjahr des Literaturforums passe, das in diesem Jahr sein vierzigjähriges Bestehen feiern kann. Er dankte allen Mitwirkenden aus den Reihen der Stadtbücherei, der Stadtverwaltung, der Technik und des Buchhandels für ihr Engagement.
Er kündigte als nächste ILF-Veranstaltungen noch für den 21. September die Präsentation von Ruth Schiers Kriegstagebuch („Gestern war ein sehr schwerer Tag für uns hier in St. Ingbert)“, für den 27. Oktober ein Abend zu Erich Kästner mit Ursula Ochs-Steinfeld und Albrecht Ochs, für den 17. November ein Wiedersehen mit Hans Bollinger („Auf vielen Straßen dieser Welt“) und für den 8. Dezember eine musikalisch umrahmte Krimilesung mit Klaus Brabänder („Bienenstich“) an.