Schön ist der Platz am Thume Eck geworden, allerdings sind die Bäume noch klein und die an- und eingrenzenden Mauerwände etwas farblos. So kam der Ingberter Graffiti-Künstler Fabio Kuhn auf die Idee, bei der Stadt nachzufragen, ob er an dem Platz sein eigenes Kunstwerk anbringen dürfte. Die Mauer des ehemaligen Edelweiß-Hotel bot sich an, weil sie glatt ist und bereits mit grauer Farbe getüncht war – nach einiger Prüfung der ideale Untergrund für ein Graffiti. Daher stimmte die Stadt seiner Idee zur Erweiterung des Thume Eck um ein farbenfrohes Kunstwerk gern zu.
Der 23-jährige Fabio Kuhn ist Student der Hochschule für Bildende Künste (HBK) in Saarbrücken. Nach einem Fachhochschul-Abschluss an der Fachoberschule für Design in Saarbrücken-Malstatt absolvierte Kuhn zunächst ein Architektur-Studium. „Ich habe schon als Kind viel gemalt und gezeichnet. In der Jugend hatte ich den Bezug zur Kunst ein bisschen verloren. Aber im Architektur-Studium habe ich meine Liebe zum Zeichnen wiederentdeckt“, erzählt der Künstler. Da er auch einen guten Draht zu Kindern und Jugendlichen hat, geht die Reise nun in Richtung Lehramtsstudium weiter. An der HBK wurde Fabio Kuhn aufgrund seiner überzeugenden Mappe zunächst für „Freie Kunst“ aufgenommen. Nun hat er auf ein Lehramtstudium Kunst und Sport gewechselt, denn Sport ist seine zweite Leidenschaft: Skateboarden und Kraftsport mit eigenem Körpergewicht bieten für ihn den idealen Ausgleich zum künstlerischen Schaffen und zum Studium.
St. Ingberter Graffiti-Künstler Fabio Kuhn
Neben klassischen Kunstformen wie Akt- und Gesichtszeichnen, Aquarellieren usw. sucht sich Kuhn seine Kunstrichtung an der Hochschule ganz frei aus. „Graffiti war für mich schon immer spannend. Ich arbeite mit Buchstaben (Lettering), aber auch die abstrakten Formen faszinieren mich“, berichtet er. Zum Werk am Thume Eck habe ihn die klassische Moderne inspiriert, „aber eigentlich habe ich mein eigenes Ding gemacht“, fügt er hinzu. Mit Sprühflaschen in lila, blauen, grünen und gelben Farbtönen hat er Freihand ein Bild über die gesamte Breite des Hauses geschaffen. Freihand – das heißt, alle Linien sind ohne Lineal und Schablonen gezogen. Lediglich den oberen Rand und die Kante zum Boden hat er abgeklebt. „Zwar habe ich mir vorab ein Grundkonzept überlegt, aber keine fertige Skizze gemacht. Das Bild ist beim Sprühen entstanden. Ich mag die ‚unsauberen‘ Linien, das entspricht mehr meinem Charakter“, so Kuhn. Drei Tage hat die Arbeit gedauert, am Anfang kam aufgrund einer Anzeige die Polizei vorbei – aber diese Street Art war und ist genehmigt. Sie soll nicht provozieren, sondern verschönern, erweitern und Raum für eigene Ideen geben. Neben der Skulptur „Nessie“, dem Stahlkunstwerk des Metallbildhauers Hans Peters, und den Bänken ist der Platz damit zu einem geselligen Ort mitten in der Stadt geworden.
Kuhns Kunstwerk verleiht dem Thume Ecke mehr Farbe und Persönlichkeit – ein Gemälde, das nicht im Museum zu bewundern ist, sondern im Kontext des urbanen Raums im Spiel mit Licht und Schatten eine ganz individuelle Interpretation durch den Betrachter erlaubt. Es ist die erste große Wandmalerei von Fabio Kuhn. „Aber dieser junge, ideenreiche Künstler wird St. Ingbert sicher noch mehr Kunstwerke bescheren“, so Ortsvorsteherin Irene Kaiser, die sich für die Arbeit am Thume Eck eingesetzt hat. Einige private Aufträge unterschiedlichster Art (ein Kinderzimmer, einen Anhänger usw.) hat Kuhn schon angenommen und natürlich hofft er, dass das Graffiti mitten in St. Ingbert für ihn zu einem Aushängeschild wird. Derzeit ist er dabei, seine eigene Website zu entwickeln. Wer unterdessen Interesse an einem individuellen Werk von Fabio Kuhn hat, kann ihn per Telefon unter 0152 2636 5299 oder per E-Mail unter
ko*****@ku*******************.de
erreichen.