Kinowerkstatt St. Ingbert: Programm vom 19. – 22. Juli 2019

„Wie ich lernte, bei mir selbst Kind zu sein“ (Freitag, 19. Juli, am Samstag, den 20. Juli, und am Montag, den 22. Juli, jeweils um 20 Uhr)
„The Favourite – Intrigen und Irrsinn“ (Sonntag, 21. Juli, 20 Uhr)

André Heller: „Wie ich lernte, bei mir selbst Kind zu sein“

Die Kinowerkstatt zeigt an diesem Wochenende, Freitag, 19. Juli, am Samstag, den 20. Juli, und am Montag, den 22. Juli, jeweils um 20 Uhr, den André Heller- Film „Wie ich lernte, bei mir selbst Kind zu sein“ (Österreich 2019) Regie Rupert Henning mit Karl Markovics, Valentin Hagg, Sabine Timoteo, André Wilms.
Andre Heller greift in seiner Biographie Szenen und Begebenheiten seiner Kindheit auf und verwandelt sie in die Geschichte eines Jungen mit funkelnder Phantasie. In einem Asbest-Anzug als erster Mensch in das Innere des Vesuvs hinabzusteigen, um in der glühenden Lava nach Feuerfischen zu suchen, das ist einer von Pauls Plänen. Ein anderer: Weltmeister im Unsichtbarsein. Doch zuvor muss er dem erzkatholischen Internat entfliehen. Als Pauls Vater, der Süßwarenfabrikant und Kommerzialrat Roman Silberstein, zu Tode kommt, darf der Junge in das Elternhaus zurückkehren. Zugleich reisen die jüdischen Onkel aus Übersee zum Begräbnis an und übertreffen einander im Schildern von Anekdoten aus dem merkwürdigen Leben der Silbersteins, einer mondänen und sonderbaren Familie, in der die versunkene kaiserlich und königliche Welt weiterlebt. Andre Heller schreibt eine poetische Erinnerung an ein Kind, eine Industriellendynastie und die schillernde Gesellschaft des Wiener Großbürgertums. Der Film mit dem interessanten Titel „Wie ich lernte, bei mir selbst Kind zu sein“ ist eine Feier der überbordenden Kraft der Fantasie geworden: Eine sensationelle Ausstattung, die bis ins kleinste Detail liebevoll ausgearbeitet ist, eine dynamische Kamera und ein ausgetüfteltes Licht-, Farb- und Musikkonzept erschaffen einen filmischen Varieté-Genuss, der den Künstler André Heller in kongenialer Weise spiegelt und auf die Kinoleinwand bannt.
André Wilms, Udo Samel und Werner Friedl haben in der Begräbnis-Sequenz schöne Rollen als schrullige Silberstein-Onkels, die ihrem Neffen Paul wundersame frische Blicke auf die Welt (und seinen Vater) eröffnen. Marianne Nentwich als gütige Tante Tuva hilft Paul, das Rätsel um den unnahbaren Vater besser zu verstehen.
Robert Seethaler und Harald Schrott demonstrieren als Geistliche, wie unbarmherzig der Katholizismus sein kann. Gerti Drassl und Petra Morzé gestalten kleine Szenen, in denen es auf sehr unterschiedliche Weise um Lust und Seelenqual geht, zu großen Momenten. Sigrid Hauser darf aufblitzen lassen, wie großartig sie singen und spielen kann.
So wird die filmische Lebensgeschichte des jungen André Heller alias Paul Silberstein zu einer Art Episoden-Drama; mit einem starken roten Faden, der aus der Phantasie und der Poesie der Zentralfigur gesponnen wurde. Auch daran lässt es der Film nicht fehlen: In einer in jeder Hinsicht zauberhaften Sequenz führt Regisseur Rupert Henning vor, wie der kleine Paul jene Talente aufblitzen lässt, mit denen später der erwachsene André Heller seine künstlerische Laufbahn in Angriff nehmen wird.
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„The Favourite – Intrigen und Irrsinn“ am Sonntag !

Am Sonntag, den 21. Juli, um 20 Uhr läuft der Oscar-Film „The Favourite – Intrigen und Irrsinn“ von von Yorgos Lanthimos mit Olivia Colman; Rachel Weisz; Emma Delves; Faye Daveney; Emma Stone; Paul Swaine; Jennifer White; LillyRose Stevens; Denise Mack; u.a. (120 Minuten) – ein köstlich unterhaltsamer, ironisch beißender und entlarvender Blick auf eine Gesellschaft von „Damals“, die der von heute gar nicht so entfernt scheint. „Zehnmal für den Oscar nominiert, und jedes Mal zu Recht!“ – schrieb der Kritiker der Welt.
Im 18. Jahrhundert herrscht die kranke und aufbrausende Königin Ann am englischen Hof. Weder ihre Gesundheit noch die politische Lage des Landes hat sie unter Kontrolle. Ihre engste Vertraute Lady Sarah kümmert sich um die launische Königin. Als deren Cousine Abigail, welche ihren Adelstitel verloren hat, an den Königshof kommt, wird Königin Anne bald auf sie aufmerksam. Zwischen den beiden Frauen entbrennt eine erbitterte Rivalität um die Gunst der Königin.

Weshalb ist es so faszinierend, drei Frauen dabei zuzusehen, wie sie sich zu Beginn des 18. Jahrhunderts am englischen Hofe einen Kampf um Macht, Gunst und Zuneigung liefern?
Vielleicht weil Macht, Gunst und Zuneigung in Yorgos Lanthimos’ Film The Favourite einander bedingen und miteinander im Widerstreit stehen. Weil hier selbst unter dem kältesten Ränkespiel Gefühle lauern und lodern. Immer dann, wenn die Heldinnen dieses Films eine besonders durchtriebene Intrige ersinnen, werden sie feststellen, dass sie nicht so skrupellos sind, wie sie glaubten – was sie aber keinesfalls daran hindern wird, sie auszuführen.

Die englische Königin Anne (1665–1714) wird von Olivia Colman mit wunderbar verwahrloster Grandezza gespielt. Sie erhielt dafür einen Oscar! Diese Regentin ist ein verwöhntes Riesenbaby, ungeduldig, aufbrausend, despotisch. Aber auch depressiv und erfüllt von einer unbestimmten Sehnsucht.
„The Favourite“ ist dabei so hintersinnig böse wie leichtfüßig geworden. Ein herrlicher Spaß, der das Genre des Kostümfilms nutzt.“ (Cinema)

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