Programm der Kinowerkstatt St. Ingbert vom 13. – 16. Oktober 2017

„In Zeiten des abnehmenden Lichts“ (Fr. 13. Okt. 20 Uhr; Sa. 14. Okt. 20 Uhr; Mo. 16. Okt. 20 Uhr) – Bestellerautor Eugen Ruge zu Gast am Freitag !
„Rote Sonne“ (So. 15. Okt. 20 Uhr)
Vorschau:
„Die Königin von Niendorf“ von Joya Thome (Di. 17. Okt. 18 Uhr)
„Das rote Zimmer“ (Di. 17. Okt. 20 Uhr) beide Filme in Anwesenheit von Rudolf Thome !

„In Zeiten des abnehmenden Lichts“ mit Eugen Ruge !

Die Kinowerkstatt zeigt am Freitag, den 13. Oktober, um 20 Uhr, am Samstag, den 14. Oktober, um 20 Uhr, sowie am Montag, den 16. Oktober, um 20 Uhr „In Zeiten des abnehmenden Lichts“ (D 2017, 101 Min.) R: Matti Geschonnek, D: Bruno Ganz, Hildegard, Schmahl, Sylvester Groth, Evgenia Dodina. Zu der Vorstellung am Freitag hat Bestsellerautor Eugen Ruge sein Kommen zugesagt. Er wird nach dem Film zum Gespräch mit den Zuschauern zur Verfügung stehen. Da er nur selten bei der Aufführung der Buchverfilmung anwesend ist, ist dies eine einmalige Gelegenheit, mit ihm ins Gespräch zu kommen. Es könnte auch für Schüler des Abiturjahrgangs interessant werden, den Autor ihrer Schullektüre zu treffen.

Kaum ein Roman hat die erstarrte Stimmung in der untergehenden DDR besser eingefangen als Eugen Ruges „In Zeiten des abnehmenden Lichts“. Anhand der eigenen Familiengeschichte untersuchte der Autor über vier Generationen hinweg die gescheiterten Hoffnungen und die bittere Wirklichkeit des Sozialismus.
Wer die DDR verstehen will, sollte das Buch lesen oder zumindest den Film ansehen – beide, sowohl der meisterhafte Roman, der 2011 mit dem Deutschen Buchpreis ausgezeichnet wurde, wie auch der Film (ausgezeichnet durch das Drehbuch der Drehbuch-Legende seit frühen DEFA-Jahren Wolfgang Kohlhaase) geben darüber Auskunft, warum die Utopie eines idealen Staates gescheitert ist. Wolfgang Kohlhaase hat den umfangreichen Stoff nun gekonnt in einem Zeitraum von nur wenigen Tagen verdichtet. Und trotz des ernsten Themas über den Untergang eines Staatssystems und somit auch einer Utopie und dem gleichzeitigen, damit zusammenhängenden Zerfasern einer Familie, verstehen es der in der DDR aufgewachsene Regisseur Matti Geschonnek („Boxhagener Platz“) und Kohlhaase, einen hintergründigen Humor in die Geschichte einfließen zu lassen, der die teils überspitzt dargestellten Figuren niemals diffamiert.
Es sind diese blassen Farbtöne: grau, braun, beige – irgendwie erdrückend. Und sie sind überall in der DDR im Herbst 1989. In den Straßen, in den Häusern, auf den Uniformen, und auch in manchen Köpfen. Doch einer scheint über allem zu stehen: Wilhelm Powileit (phantastisch gespielt von Bruno Ganz), altgedienter Kommunist, seitdem er 1952 aus dem mexikanischen Exil zurückkam und die DDR mit aufgebaut hat. Nun wird er 90, und sie werden alle wieder vorbeikommen: der FDJ-Chor und eine Abordnung der nach Poweleit benannten Brigade, der örtliche Abschnittsbevollmächtigte, die Vertreter der Partei und die Stasi.
Hervorragend sind sowohl das sorgfältige Setdesign, als auch die zum großen Teil in der DDR ­sozialisierte Besetzung. Die Fragen, die der konzentriert erzählte und gut besetzte Film stellt, gehen über das Schicksal des Arbeiter- und Bauernstaates hinaus: Wie soll man leben? Wie hält man an den Idealen fest?
Der aufrechte Kommunist Wilhelm Powileit, eindrucksvoll gespielt von Bruno Ganz, erlebt zu seinem 90. Geburtstag den Untergang der DDR.
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Rudolf Thomes „Rote Sonne“

Der Berliner Regisseur Rudolf Thome ist am kommenden Dienstag, den 17. Oktober, in der Kinowerkstatt zu Gast und wird um 20 Uhr seinen letzten Film „Das rote Zimmer“ persönlich vorstellen.
Aus diesem Anlass zeigt die Kinowerkstatt im Vorfeld bereits am Sonntag, den 15. Oktober, um 20 Uhr seinen Film „Rote Sonne“ (BRD 1970) mit Marquard Bohm, Uschi Obermaier, Sylvia Kekulé, Gaby Go, Diana Körner, Henry van Lyck, Hark Bohm u.a.
Wim Wenders hat bekanntermaßen „Rote Sonne“ als ersten deutschen Spielfilm beschrieben, als den Film mit dem für ihn ein deutsches Kino beginnt. „Rote Sonne“ ist eine deutsche Variation auf die Nouvelle Vague des französischen Kinos und hat seinen festen Platz in der Filmgeschichte.
Irgendwo zwischen Jean-Luc Godards flächigen und bunten Bildern, philosophischen Nonsense-Dialogen, der Coolness diverser Hollywoodfilme und einer bayerischen Note („Lass uns zum Starnberger See fahren.“) entfaltet sich ein groteskes Unterhaltungsspiel, das immer zugleich Freude macht und zu irritieren weiß. Inzwischen ein Kultfilm wurde „Rote Sonne“ im September 1970 in Westdeutschland mit nur vier Kopien gestartet: Uschi Obermeier (in ihrer ersten Kinorolle) als Peggy und Marquard Bohm als Thomas sind die Stars des Films. Sie verlieben sich ineinander, obwohl in Peggys Frauen-WG die Regel gilt: Fünf Tage höchstens dürfen die Männer für Liebesspiel und Autofahrten benutzt werden – dann müssen sie sterben !

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