Ein Kieler kommt selten allein, und so konnte Karin Mostashiri nach dem Auftritt des Bilderbuchkünstlers und Illustrators Jens Rassmus in der Stadtbücherei St. Ingbert dank der Vermittlung des Friedrich-Boedecker-Kreises Saarland einen weiteren Gast aus Deutschlands hohem Norden begrüßen: Arne Rautenberg.
Um ihn persönlich zu erleben, waren 45 Mädchen und Jungen von der Wiesental-Grundschule, begleitet von ihren Lehrern Tina Wagner (Klasse 3.3) und Manuel Löwenbrück (Klasse 4.3), in die Bibliothek gekommen. Rautenbergs literarisches Hauptbetätigungsfeld ist die Lyrik. Gedichte von ihm sind in mehreren Einzeltiteln sowie zahlreichen Anthologien und Zeitschriften erschienen. Zudem sind finden sich viele seiner Texte in Schulbüchern abgedruckt. Zahlreiche Ausstellungen seiner bildkünstlerischen Arbeiten und Künstlerstipendien würdigten ihn.
Der Autor erhellte zunächst seine persönliche Situation als Verfasser von poetischen Texten und führte in seine Art ein, diese kleinen literarischen Kostbarkeiten zu gestalten. Lyrik und Schüler zusammenzubringen – das hat er sich zur Lebensaufgabe gemacht und ist dabei an der Spitze der literarischen Aktualität angekommen: Nämlich wenn er das Reimlexikon hochhält, die Kinder mögliche Fortsetzungen der Verse auf Zuruf austesten, wird es spannend. Denn Arne Rautenberg stellt fest: „So, damit arbeitet jeder deutschsprachige Rapper“. Dergestalt wird auch der letzte Zweifler am Stellenwert der Kinderpoesie erreicht. Walrosse mit Perücken und Kaugummiblasen in Stoßzahnlücken – das sind sehr unterhaltsame und belustigende Vorstellungen.
Zwar gibt es für Gedichte keine Regeln, dennoch haben alle guten Gedichte etwas gemeinsam: Sie schaffen es, die Zuhörer und Leser zu überraschen. Die Kinder waren von Arne Rautenbergs Auftreten begeistert und freuten sich besonders über die Gedichte und Bilder zum “Mützenfalschrumtag“ Mit großem Spaß durften sie bei Tierrätseln und ABC – Reimen mitraten. Die starkbeinigen Langzüngler (Frösche), langhalsigen Entenvögel (Gänse) und goldmähnigen Königstiere (Löwen) waren von den aufmerksam und mucksmäuschenstill mitgehenden Grundschülern sehr schnell enträtselt. Horrortexte, Ja-Nein-Litaneien, Nachsprechgedichte und der Einsatz von Geheimcodes regten zum unermüdlichen Mitmachen an.
Für alle jungen Gäste bei dieser Lyrikmatinee schrieb Arne Rautenberg am Ende seiner Lesung, dicht umringt von seinen begeisterten Zuhörern, noch viele Autogramme und beantwortete geduldig weitere Fragen. Eines hatten an diesem schönen Frühlingsmorgen alle verstanden: Gedichte lesen heißt, das geheimnisvolle Wesen zu suchen, das sich darin versteckt hält. Dieses Wesen hat einen Namen: Es heißt Poesie.